Die brasilianischen Fans sind ungerecht. Sie lassen die Zehnkämpfer zehn Stunden lang bei Temperaturen zwischen 29 und 36 Grad unbeachtet vor leeren Rängen schuften.
Zum Glück kommt eine Viertelstunde nach ihrem 400er zum Abschluss des ersten Mehrkampf-Tages Usain Bolt. Er ist schon zum vierten Mal der Stadion-Füller. Und die Zuschauer kommen auf ihre Rechnung. Mit Joggen wie im Vorlauf und bescheidenen 20,29 Sekunden begnügt er sich nicht mehr. Schliesslich träumt er für den Final von Donnerstagabend in Rio noch immer davon, als erster Mensch die halbe Bahnrunde unter 19 Sekunden zu schaffen. Nach dem Vorlauf hat er noch gesagt: «Ich bin ein Morgen-Muffel – ich hasse es am Vormittag zu laufen.» Dieses Argument zählt im Halbfinal nicht mehr.
Bolt lachend ins Ziel – Gatlin schaut rüber und ist raus
Wenn’s in Rio dunkel ist, ist der Jamaika-Blitz hell wach. Bei leichtem Gegenwind von 0,3 m/Sek. stürmt er in 19,78 zur drittschnellsten Zeit dieses Jahres. Er nimmt zwar immer noch den Gang raus auf den letzten Metern, aber schlagen lassen von seinem kanadischen Kumpel André de Grasse (19,80) mag er sich dann doch nicht. Freund hin oder her – keiner soll hier in Rio an Bolts Lack kratzen.
Usain und André macht das überlegene Doppel sichtlich Spass. Auf den letzten zehn Metern schauen sich beide an und lachen. Fantastisch, wer sich bei derart schnellen Sprints sogar noch ein Spässchen leisten kann. Typisch aber auch, dass Bolts Spass-Partner kein Ami ist.
Nichts zu lachen hat nämlich der Amerikaner Justin Gatlin. Auch er will einen auf cool machen, schaut zu früh rüber und wird dann nur Dritter. Und verpasst damit den Einzug in den Final! Was für ein Depp. Der Amerikaner muss irgendwann lernen: Es gibt nur einen Bolt!