«Uns zu töten, ist ein Unfall»
So leben die russischen Whistleblower in Todesangst

Julia Stepanowa und Witali Stepanow halfen bei der Aufdeckung des russischen Dopingskandals. Während vor dem CAS über das sportliche Schicksal ihrer Heimat verhandelt wird, lebt das Ehepaar weiter im Verborgenen.
Publiziert: 04.11.2020 um 19:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2020 um 19:39 Uhr
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Julia Stepanowa ist mit ihrer Familie in den USA untergetaucht.
Foto: imago/Annegret Hilse

Es begann am 3. Dezember 2014, zehn Monate nach den Winterspielen in Sotschi: Das Ehepaar Stepanow verriet der ARD, «wie Russland seine Sieger macht». So lautete auch der Untertitel der Dokumentation, die mit Enthüllungen über die russischen Doping-Praktiken weltweit für Aufsehen sorgte.

Seither leben die ehemalige 800-Meter-Läuferin und der Ex-Mitarbeiter der russischen Anti-Doping-Agentur mit ihrem Sohn in Angst. Das Whistleblower-Ehepaar ist – ohne langfristige Aufenthaltserlaubnis – in den USA untergetaucht.

«Wenn sie uns hier in Amerika töten, wird alles unabhängig untersucht, und die ganze Welt erfährt die Wahrheit», sagt Stepanowa. «Wenn sie uns in Russland töten, werden die Russen es untersuchen und behaupten, es sei ein Unfall.»

Dass sich ihr Risiko lohnt, glaubt Stepanow aber nicht: «Die Anti-Doping-Bewegung hat weiterhin grosse Probleme in fast allen Ländern dieser Welt.» Und seine Frau meint: «Betrug liegt in der russischen Mentalität.»

Während die Stepanows in Todesangst leben, entscheidet in Lausanne der Sportgerichtshof CAS über den russischen Einspruch gegen die Vierjahressperre. Russische Athletinnen und Athleten sind für Weltereignisse wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften gesperrt, zumindest im Trikot mit den Farben Weiss-Blau-Rot. Alles andere als die Bestätigung der Sperre gegen Russland würde laut IOC-Mitglied Richard Pound «eine schreckliche Botschaft aussenden». (SID)

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