«Die Dopingprobe gehört auch bei uns dazu», lachte die Thurgauerin Heidi Diethelm Gerber (47) um 00.38 Uhr MEZ im SRF-Studio von Rio. Ein lockerer Auftritt unserer sympathischen Bronze-Lady mit der Pistole und der Medaille.
Am Ende des Gespräches bedankte sich die Frau mit den scharfen Augen höflich bei Moderator Jan Billeter: «Wir sind ja nicht so eine attraktive Sportart für die Medien!»
Ja, das Wort Doping ist bei diesen Spielen überall präsent. Die Silbermedaille der russischen Schwimmerin Julija Jefimowa vom Dienstag hatte weltweit einen digitalen Shitstorm ausgelöst. Mit geteilten Meinungen.
Nur keinen Ärger, bitte!
Und was sagte dazu der Präsident des internationalen Schwimmverbandes FINA Dr. Julio Cesar Maglione (80) aus Uruguay: «Wir wollen doch alle nur den Frieden, wir leben doch alle als Freunde!» Darauf sagte ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein entsetzt: «Dieser Mann scheint in einer eigenen Welt zu leben!»
Jefimowa brach Interview ab
Dann ein Interview mit der umstrittenen Russin Julija Jefimowa, die auf die Frage, warum sie ihren Start bei Gericht durchboxte, fast wieder in Tränen ausbrach: «War das eine seriöse Frage? Bye-bye.» Sagte es und ging von dannen…
Als um 04.30 Uhr die Ungarin Katinka Hosszu über die 200 Meter Lagen zum dritten Olympia-Gold schwamm, sagte ZDF-Reporter Thomas Wark: «Ihre unheimliche Überlegenheit ist es, die wieder einmal für Misstrauen sorgt!»
Die blonde ZDF-Moderatorin am Beckenrand, Kristin Otto (50), hielt sich bei den Diskussionen um verbotene Substanzen raus. Sie hatte 1988 in Seoul in sechs Schwimm-Wettbewerben sechsmal Olympia-Gold geholt. Für die damalige DDR.
Das Thema nervt weltweit die Menschen, wird aber leider nie verschwinden. Auch wenn das IOC jetzt plant, Dopingsünder lebenslang zu sperren. Mit der Sperre gegen das ganze Russland-Team hätte sich das IOC viel Ärger ersparen können.
Aber der Doping-Sumpf nimmt – wie erwähnt – kein Ende. So wurde gestern der polnische Gewichtheber Zielinski in Rio erwischt, musste sofort nach Hause. Wie ein Kenia-Betreuer, der für Geld die genauen Termine von Dopingkontrollen angeboten hatte. Auch er musste gehen und wurde bei der Ankunft in Nairobi gleich verhaftet.
Jubel und viele Tränen
Doch die vierte TV-Nacht vom Zuckerhut hat uns auch berührt, ins Land der Tränen geführt. Dank eines Mannes, der aus dem Sumpf des Lebens zurückkehrte. Als weltbekannter Goldräuber bei Olympia: Michael Phelps (31).
Um 03.30 Uhr jubelte die Welt mit, als der Amerikaner über 200 Meter Delfin zum 20. Gold schwamm – 0,04 Sekunden vor dem Japaner Sakai.
Kurz darauf, um 03.47 Uhr, sprang auch die Schweizerin Martina van Berkel über die gleiche Distanz ins Wasser, schwamm Schweizer Rekord, verpasste aber als 12. der Halbfinals den Final. Wie die deutsche Geheimfavoritin Franziska Hentke. Sie schaffte nur Rang 11 – und hatte vor der ZDF-Kamera einen Weinkrampf. Wie später ein deutsches Mitglied der Staffel über 4 x 200 m Crawl. Das Quartett landete nur auf Platz sechs.
Baby-Besuch vor 21. Gold
Es war das Rennen, das um 04.48 Uhr Geschichte schrieb: Schlussschwimmer Phelps sicherte Amerika den Sieg und seine eigene 21. Goldmedaille! Ein Wahnsinn in diesen historischen TV-Morgenstunden.
Für den emotionalen Höhepunkt hatte der Schwimm-Gott zwanzig Minuten vor dem Start gesorgt. Er kletterte auf die Tribüne zur Verlobten und zum drei Monate alten Sohn Boomer Robert, der seinen Papi gleich mal vollsabberte… Die Fotografenmeute stürzte sich im Stadion natürlich wie Hyänen auf eines der besten Sujets von Olympia 2016.
Pleite in der Geisterstunde
Um 05.01 Uhr, zum Abendessen der TV-Nachtvögel, meldeten sich dann Sascha Ruefer und Martin Laciga. Beach Volley um Mitternacht an der Copacabana! Die Schweizerinnen Heidrich und Zumkehr waren gegen Kanada fast chancenlos – 18:21, 18:21. Ruefer versuchte zu helfen: «Ein Drama. Arbeitet sie vom Feld, diese Kanadierinnen.» Dann musste er zugeben: «Sie waren besser!»
Serenas fünf Doppelfehler
Dasgleiche musste sich fünf Stunden vorher schon Serena Williams eingestehen. Die Nummer 1 der Welt flog im Achtelfinal gegen Elina Switolina aus der Ukraine mit 4:6, 3:6 raus. In einem einzigen Game unterliefen der Amerikanerin beim Stand von 3:3 fünf Doppelfehler! SRF-Experte Heinz Günthardt: «So etwas hinterlässt eine Narbe. Das hat mit Tennis eigentlich nichts zu tun, das war rein mental, ein Blackout, das ich noch nie erlebt habe!»
Wie beim Out von Djokovic war SRF auch bei diesem Filzball-Drama übrigens live dabei – im Gegensatz zum ORF oder der ARD/ZDF. In Sachen Regie verdienen die Schweizer schon jetzt Gold.