Wir TV-Nachtvögel haben schon viel erlebt. Das ist ein neues Kapitel. Da reiste eine Athletin nach Südkorea, um vielleicht mit dem Snowboard eine Medaille im Riesenslalom zu holen.
Ester: Kein Lachen, kein Schrei…
Die Reporter bewunderten ihr Abenteuer. Jetzt müssen sie alle in ihre Biografie vertiefen. Unvergesslich bleibt das Bild nach der Zieleinfahrt und der grün aufleuchtenden Schlusszeit. Ester stand einfach da, schaute völlig überrascht in die Gegend. Dann griff sie sich mit den Händen an den Helm. Kein Lachen, kein Schrei.
Diese kamen aber aus allen TV-Kabinen. Selbst die grössten Experten verstanden die Ski-Welt nicht mehr. Das war kein Favoriten-Sturz, das war ein Aussenseiter-Erdbeben.
Wenn Medaillen Trauer tragen…
Die bereits als Olympiasiegerin im Zielraum (und auf den meisten digitalen Medien) gefeierte Anna Veith (früher Fenninger) schaute einfach ungläubig in die Ferne. Das Silber von Tina Weirather wurde zu Bronze, und für Lara Gut verwandelte sich Bronze zu Blech. Was für ein Drama in einem kitschigen Märchen!
«Wir haben schon alle gejubelt!»
«Und plötzlich schmeckt der bereits aufgemachte Champagner in Österreich bitter», sagte ORF-Reporter Ernst Hausleitner. «Wir haben doch alle schon gejubelt, dass einen Tag nach Matthias Mayer auch Anna Veith mit der gleichen Startnummer 15 das Gold holt!» Und Hausleitners gute Expertin Alexandra Meissnitzer: «So sprachlos waren wir hier in der Kabine schon lange nicht mehr!»
Bei der ARD hörten wir den Kommentator nur noch sagen: «Schauen wir das Rennen einfach zu Ende. Ich kann ihnen für nichts mehr garantieren.»
Veith: «Mein grösster Sieg…»
Als Ledecka mit der Startnummer 26 herunterdonnerte, ahnte noch niemand die Sensation. Veith gab gerade ein Interview: «Das ist mein grösster Sieg. Ich danke allen Leuten, die mich in den letzten vier Jahren durch die schwerste Zeit meiner Karriere begleitet haben!»
Das Wunder der Nacht…
Dann wurde es kurz still: Ester Ledecka fuhr Bestzeit. 0,01 Sekunden schneller als die Österreicherin – das beste Super-G-Resultat der Tschechin bis heute: der 19. Platz. «Was ist denn da los? Träumen wir! Das gibt es doch nicht. Mehr als eine Sensation. Ein Drama für Veith.» Man wurde von diesen Aussagen beim Zappen durch die TV-Kanäle einige Minuten verfolgt.
Veith kämpfte später tapfer mit den Tränen: «Ester hat verdient gewonnen und uns alle überrascht. Ich hätte im Ziel lieber die 2 gesehen als jetzt.»
Für Tina Weirather war der Schock noch am kleinsten: «Dieses Edelmetall bedeutet mir nach dem Sturz im Abfahrts-Training von Sotschi alles, als eine Welt zusammenbrach. Ich war damals in der Form meines Lebens.»
Lara: «Es tut nur weh!»
Am meisten leid tat uns Lara Gut. Sie stellte sich als neue Vierte brav vors ORF-Mikrofon. «Es tut einfach nur weh.» Mehr Worte kamen da nicht mehr raus – die Enttäuschung liess diese unheimliche TV-Nacht noch emotionaler werden.
«Stimmt die Zeitmessung nicht?»
Dann die grosse Siegerin Ester Ledecka: «Für mich ging schon ein Traum in Erfüllung. Im Zielraum habe ich zuerst gedacht, dass die Zeitmessung nicht stimmt oder habe ich sogar irgendwo ein Tor ausgelassen!» Nein, nein, alles korrekt. Ester: «Viel Zeit zum Feiern habe ich ja nicht. Ich bin jetzt sofort wieder als Snowboarderin im Einsatz!»
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
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