Die Schweizer Kunstturner verkaufen sich in Tokio richtig gut. Christian Baumann (26), Pablo Brägger (28), Eddy Yusof (26) und Teamcaptain Benjamin Gischard (25) sichern sich den Einzug in den Teamfinal. Sie tun dies mit Bravour. Mit starken 249 Punkten ziehen sie als siebtbeste Nation (Top 8 qualifiziert sich) in den Final vom Montag ein.
Die Freude beim Schweizer Team ist riesig. Sie können mit diesem Klasse-Resultat das Rio-Trauma von 2016 überwinden. Damals landete das Quartett auf dem unglücklichen neunten Platz. Deutschland (8.) machte ihnen die Final-Teilnahme in Brasilien strittig.
Zwei Stürze am Reck
Bis zum letzten Gerät, dem Reck, kommen die Schweizer bis auf eine Ausnahme (Yusof am Pauschenpferd) ohne Sturz durch den Wettkampf. Dann kommt die Königsdisziplin und gleichzeitig das Lieblingsgerät von Pablo Brägger. Es ist ein tragischer Abschluss eines so starken Wettkampfes. Brägger muss das Gerät verlassen und damit seinen Traum des Gerätefinals begraben.
Ähnlich ergeht es Christian Baumann. Der Aargauer geht volles Risiko und versucht sein erstes Flugelement mit gestreckten Armen, was am meisten Punkte gibt, zu fangen. Zu viel Risiko – Baumann erwischt zwar die Stange, rutscht dann aber ab. So ist der dritte Sturz im Schweizer Team Tatsache.
Yusof und Gischard im Mehrkampf-Final
Brägger und Baumann verspielen sich am letzten Gerät auch ihre Finalteilnahme im Einzel-Wettkampf. Zwei Turner jeder Nation können sich für diese Endrunde qualifizieren. Insgesamt qualifizieren sich die 24 besten Turner. Bis zum Reck ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich das Schweizer Quartett liefert.
Durch die beiden Stürze sind es am Ende Gischard und Yusof, die an der Spitze stehen. Eine kleine Überraschung, zumindest die Qualifikation von Yusof. Beide sichern sich mit ihren geturnten Leistungen ein Ticket für den Mehrkampf-Final.
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Baumann unterläuft neben dem Patzer am Reck auch ein kleiner Fehler am Barren, was seine Note auf 15,200 Punkte herunterschraubt. Klar, das ist immer noch eine sackstarke Note. Für den Gerätefinal reicht diese Punktzahl leider nicht.. Damit wird zumindest bei den Männern kein Schweizer in den Gerätefinals vertreten sein.
Drama um Turn-Ass Uchimura
Es ist ein bitterer Tag für Kohei Uchimura (32). Sieben Olympia-Medaillen hat der Turn-Gigant schon auf dem Konto. In Tokio will er Nummer 8 holen. Dafür konzentriert sich der Japaner nur auf ein Gerät – das Reck. Es ist die Königsdisziplin des Turnsports. Uchimura dominiert dieses Gerät seit Jahren. An den Spielen will er es noch einmal allen zeigen.
Der Start in die Übung ist geglückt. Sein erstes Flugelement, ein Doppelsalto mit zwei Schrauben, zeigt er nahezu in Perfektion. Auch die Flugelemente zwei und drei sitzen. Dann der Schock: Uchimura vergreift sich bei einem vermeintlich simplen Wechsel und stürzt. Damit ist der Japaner out!
Dass Uchimura in Tokio noch einmal antritt, ist nicht selbstverständlich. Mit seinen 32 Jahren gehört er im Turnsport schon zum alten Eisen. Hinzu kommen zahlreiche Verletzungen, die dem Japaner das Leben schwer machten. Das alles blendet er aus, um in Tokio ein letztes Mal Geschichte zu schreiben.
Die Turnwelt schaut seit Jahren zu Uchimura auf – so auch Pablo Brägger (28). «Er ist kein Konkurrent, sondern ein Riesenvorbild», sagt der Schweizer Kunstturner an der Pressekonferenz vor der Quali. Auch Eddy Yusof (26) himmelt den Ausnahmeturner an. «Er ist sicher der schönste und eleganteste Turner aus den vergangenen sieben Jahren. Ich hoffe, dass ihm die Übung gelingt am Samstag.»
Die Übung ist ihm nicht gelungen. Sein Abgang von der grossen Turnbühne könnte tragischer kaum sein. (fmü)
Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.
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