Bittere Pille für Giulia Steingruber am Sprung. Nach einem sehenswerten Steigerungslauf über alle Geräte hinweg verlässt sie konsterniert und irritiert die grosse Bühne neben dem Jury-Tisch.
«Die Kampfrichter haben alle meine Übungen sehr hart bewertet», sagt Steingruber nach ihrem letzten Auftritt am Sprung – ihrem Paradegerät. «Es wird mega knapp, damit ich mich für den Final qualifizieren kann.»
Obwohl sie aufgrund der langwierigen Probleme mit dem angeschlagenen Oberschenkel das Optimum rausgeholt hat, hadert sie in diesem Moment mit der strengen Entscheidung der Kampfrichter.
Befürchtungen werden wahr
«Ich hatte das Gefühl, dass ich eine gute Übung gezeigt habe, aber die Noten waren happig. Ich bin immer noch hin- und hergerissen», sagt Steingruber und verlässt die Halle mit einem mulmigen Gefühl.
Zwei Stunden später werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Steingruber verpasst den Sprung-Final und somit die grosse Chance auf eine Wiederholung von Rio 2016, als sie die Bronzemedaille gewann.
Wie an Olympia 2012 in London
Den schmerzhaften Moment der Wahrheit verfolgt sie in ihrem Zimmer im Olympischen Dorf. Besonders bitter ist die Tatsache, dass der Ostschweizerin lediglich 0,05 Punkte für den Final fehlen.
Die Enttäuschung löst böse Erinnerungen an London 2012 aus, wo sie auf Rang 9 ebenfalls hauchdünn den finalen Durchgang verpasst. Dass sie nun in Tokio als erster Ersatz bereit sein darf, wird den Schmerz nicht lindern.
Ein Trostpflaster ist allerdings die Qualifikation für den Mehrkampffinal – auf Rang 23, der besten 24 Athletinnen. Sie schafft den Einzug also haarscharf, von einer Medaille ist sie dort angesichts der grosse Konkurrenz aber weit entfernt.
Kunstturnen: Olympia-Auftakt von Giulia Steingruber im Liveticker