Der Eröffnungstag der Olympischen Spiele in Tokio beginnt mit hammerharten Doping-News aus der Schweizer Leichtathletik! Hürdensprinter Kariem Hussein wurde bei einer Dopingkontrolle an den Schweizer Meisterschaften Ende Juni mit dem Methaboliten N-ethylnicotinamide und der Substanz Nikethamid erwischt. Diese ist im Training erlaubt, im Wettkampf aber verboten. Hussein wird für 9 Monate gesperrt und verpasst damit die Olympischen Spiele. Auf Twitter schreibt er: «Mein Traum ist geplatzt.»
In einer Mitteilung erklärt der Europameister über 400 m Hürden von 2014 seine Sicht der Dinge. Er habe nach dem SM-Final wegen seiner Unterzuckerung eine Gly-Coramin-Lutschtablette zu sich genommen. «In aller Öffentlichkeit und im Beisein eines Dopingkontrolleurs.» Er habe geglaubt, die kurzzeitig stimulierende Substanz sei auch im Ernstkampf «unproblematisch». Hussein: «Ich bin es gewohnt, alle Hürden zu nehmen, über diese bin ich unerwartet gestolpert. Ein folgenschwerer Irrtum, eine Unachtsamkeit — in diesem Fall bin ich an meinem eigenen Anspruch an Perfektion gescheitert.» Er hat die Sperre akzeptiert.
Mit einer Videobotschaft meldet sich Hussein bei seinen Fans. Darin sagt er den Tränen nahe: «Das ist extrem bitter, nicht nur für mich, sondern auch für alle, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Ich entschuldige mich von Herzen bei euch allen für diesen Fehler. Für diese Unaufmerksamkeit. Es tut mir leid, dass diese Reise hier ein abruptes Ende nimmt.»
«Warnung an alle Athletinnen und Athleten»
Der Olympia-Traum ist für den Thurgauer damit geplatzt. Seine Karriere will er nach der neunmonatigen Sperre, die rückwirkend ab 16. Juli gilt, aber fortführen. Der Schweizermeistertitel, den er in 48,84 Sekunden holte, wird ihm aberkannt. Mit dieser Zeit hatte er sich auch für die Spiele in Tokio qualifiziert.
Für Samstag ist eine Pressekonferenz angesetzt, wo sich Hussein weiter erklären will.
Philipp Bandi, Leistungssport-Chef von Swiss Athletics zeigt sich «sehr betroffen von diesem Vergehen von Kariem Hussein. Wir begrüssen es, dass er die Verantwortung für seinen Fehler übernimmt.»
Ähnlich klingt es in einer Mitteilung des Sport-Dachverbandes Swiss Olympic. «Nichtsdestotrotz ist das Vergehen und die daraus resultierende Sperre eine Warnung an alle Athletinnen und Athleten, dass sie nie sorgfältig genug sein können bei der Einnahme von Ergänzungsmitteln. Die Sanktion gegen Kariem Hussein zeigt diesbezüglich hoffentlich die gewünschte Wirkung.»