Das Ziel war hoch gesteckt: Ajla Del Ponte, Mujinga Kambundji, Salomé Kora und Riccarda Dietsche wollten mit der 4x100-m-Staffel aufs Olympia-Podest. Es wäre ein historischer Moment geworden: Noch nie gab es bei den Spielen eine Sprint-Medaille für die Schweiz.
Doch am Freitag in Tokio will es nicht sein. Der Medaillen-Traum platzt rund 100 Meter vor dem Ziel: Kambundji liegt auf Platz 3, knapp vor den Britinnen und den Deutschen. Die Ausgangslage ist vielversprechend. Doch dann kommt die letzte Stabübergabe. Und die hat es für die Schweizerinnen in sich. Kora scheint relativ früh zu starten, Kambundji ist noch nicht da, Kora muss abbremsen, verliert an Schwung – einen Wimpernschlag später ziehen die Britin und die Deutsche an den Schweizerinnen vorbei.
«Eine riesige Enttäuschung»
Es ist der Moment, wo klar wird: Wieder wird es nichts mit dem ersehnten Edelmetall! «Es ist eine riesige Enttäuschung», sagt Kora nach dem Lauf. «Vor zwei Jahren bei der WM in Doha haben wir über Platz vier gejubelt. Aber jetzt waren die Erwartungen gross. Es sind alle traurig und enttäuscht.»
Was aber ist da genau schief gelaufen? Kambundji nimmt die Kollegin in Schutz: «Ich glaube nicht, dass Salomé etwas falsch gemacht hat. Ich glaube, sie ist im richtigen Moment abgelaufen. Aber ich habe schon gemerkt, dass sie weit weg ist, worauf ich mich vielleicht etwas verkrampft habe. Sie musste abbremsen und hat Schwung und Tempo verloren.»
Kora drückt zwar noch einmal aufs Gaspedal, holt immerhin noch den vierten Platz zurück. Doch die Chance auf mehr ist weg, die Britin Daryll Neita lässt nichts mehr anbrennen. Bronze geht ins Vereinigte Königreich, davor holen die überragenden Jamaikanerinnen vor den USA Gold.
«Wir werden noch schneller»
«Es hat nicht viel gefehlt», sagt Kambundji. «Darum ist die Enttäuschung so gross.» Es wäre für die Schweizerinnen die Chance gewesen, sich in der Weltsportart Leichtathletik ein für allemal im Sprint eine handfeste Auszeichnung zu holen. Nach den sensationellen Olympia-Leistungen von Del Ponte (Platz 5 über 100 m) und Kambundji (Platz 6 über 100 m, Platz 7 über 200 m) hätte man die Spiele zusätzlich veredeln können.
Daraus wird nichts. «Im Sport gibt es solche Momente», ordnet Ajla Del Ponte das Rennen ein. Sie verspricht: «Wir lernen aus heute, wir bleiben eine Einheit, ein Team. Und wir werden noch schneller! Unsere Geschichte ist noch nicht zu Ende, sie wird weitergehen.»
Die nächsten Tage werden trotzdem nicht einfach werden. «Wir werden sicher einen Moment brauchen, um alles zu verdauen», sagt Kora. «Aber wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir nach Rückschlägen aufstehen können.» Allzu lange Wunden lecken liegt sowieso nicht drin, der Blick geht fürs Schweizer Quartett schon nach vorne. Kora sagt es so: «Nächstes Jahr sind WM und EM. Dann greifen wir wieder an!»
Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.
Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.