Petra Klingler (28) war die erste Schweizer Athletin, die das Olympia-Ticket im Sack hatte. Die Klettererin ist seit vergangenem Sommer für die Spiele in Tokio qualifiziert. Bei der Olympia-Premiere der Kletterer wäre sie einer der Schweizer Medaillen-Trümpfe. Jetzt aber droht das Aus – zumindest vorerst. Die Olympischen Spiele, die ab Ende Juli in Japan stattfinden sollen, sind wegen der Corona-Pandemie in Gefahr. Eine Verschiebung oder sogar eine Absage sind durchaus wahrscheinlich.
Wie sie damit umgeht? «Ich stelle mich ein bisschen unbekümmert», so Klingler zu BLICK, «und sage, es wird schon stattfinden. Ändern kann ich es ohnehin nicht.»
«Dann trete ich halt später an»
Die Corona-Auswirkungen spüren auch die Kletterer. Die Europameisterschaften in Moskau (20.-27. März) sind bereits abgesagt, der Weltcupauftakt beim Heimevent in Meiringen auch, es ist ungewiss, wann die Saison starten kann. «Noch ist es für mich nicht dramatisch. Dadurch, dass meine Saisonplanung voll auf Olympia ausgerichtet ist, hätte ich die EM von nächster Woche eher als Vorbereitungswettkampf bestritten. Im Moment will ich die Basis für den Sommer legen, der Peak folgt bei Olympia.»
Aber selbst wenn die Spiele diesen Sommer nicht stattfinden sollten, sieht sich Klingler nicht um den Lohn ihrer Arbeit gebracht. «Ich habe die Qualifikation geschafft», sagt sie. «Dann trete ich halt später an.» Ihr ist anzumerken, dass sie sich von der Corona-Aufregung nicht die Lust am Sport nehmen lassen mag. «Natürlich bekomme ich das alles mit, das Thema ist ja omnipräsent. Aber ich mache meinen Sport ja nicht, weil ich zu Olympia will, sondern weil ich den Sport liebe. Ich geniesse jedes Training, das ich machen darf, das wird auch so bleiben, Spiele hin oder her.»
Olympia ist wichtigster Wettkampf
Andere sind noch nicht so weit. Die Triathleten zum Beispiel bestreiten bis Ende April keine Wettkämpfe mehr. «Und das alles kurz bevor die Zeit für die Quali fertig ist», sagt der aufstrebende Schweizer Max Studer (23), der sich letzte Saison in der Weltspitze etabliert hat. «Zwar bin ich punktemässig an erster Stelle und darum ist es für mich persönlich nicht ganz so schlimm. Aber man hat sich bis jetzt dieses Jahr noch nie zeigen und vergleichen können. Das bringt grosse Unsicherheit.» Sprint-Europameisterin Julie Derron (23) hat ähnliche Probleme. «Ich habe noch keine schlaflosen Nächte wegen Olympia», sagt sie zwar. «Momentan plane ich genauso, wie wenn die Spiele stattfinden würden.»
Trotzdem wäre eine Olympia-Absage für die Triathleten ein Problem. Nirgends ist die Aufmerksamkeit so gross. «Es ist in unseren Sportarten der klar wichtigste Event», sagt auch Studer. «Aber es liegt nicht an uns, das zu entscheiden. Wenn es abgesagt wird, dann zum Wohl der Athleten.»
Wie schwierig die Lage für die Sportler ist, erklärt Derron. «Für mich war klar, dass ich teilgenommen hätte, da es ein wichtiger Wettkampf gewesen wäre», sagt sie über den abgesagten Triathlon in Abu Dhabi. «Wir wären im gleichen Hotel gewesen wie einige Teams der Rad-Rundfahrt.» Die Radprofis landeten in Quarantäne, nachdem es im Feld Corona-Fälle gegeben hatte.
Abschrecken lässt sie sich davon nicht. Der Traum von Olympia ist zu gross, die Aussicht auf eine Teilnahme zu verlockend. «Sollten die Spiele trotz Coronavirus stattfinden, würde ich sicher teilnehmen», sagt sie «Es heisst ja, dass die Krankheit bei gesunden und jungen Leuten in den meisten Fällen nicht so ernsthaft verläuft, darum würde ich das Risiko eingehen. Ich würde aber sicher auf die Hygiene achten. Aber eben: Olympia ist nur alle vier Jahre und die Chance würde ich mir nicht nehmen lassen.»