BLICK-Fotograf Sven Thomann: Der unangenehme Duft im Bus
Eigentlich müsste einem nach zwei Wochen Olympischer Spiele ein sportliches Ereignis als Highlight in Erinnerung bleiben. Ein emotionaler Jubel, bittere Enttäuschung oder eine Überraschung, wie die Tschechin Ester Ledecka, welche den Super-G gewann.
Ich befürchte jedoch, dass mir vor allem eines bleiben wird – Bus fahren. Um zwischen Unterkunft, Pressezentrum und den Wettkampfstätten hin und her zu pendeln, verbringt man oft mehrere Stunden am Tag im Bus. Mal als einziger Passagier, mal in einem gerammelt vollen. Mal im Schneckentempo, mal mit einem Chauffeur, der wie Michael Schumacher zu seinen besten Zeiten fährt.
Lustig kann es trotzdem sein. Vor ein paar Tagen las ich auf BLICK von einem Flugzeug, das wegen eines furzenden Passagiers zwischenlanden musste. Letzte Woche auf der Fahrt ins House of Switzerland machte sich auch im Bus ein ziemlich unangenehmer Duft breit. Trotz lautstarken Protests einiger Mitfahrer musste der Übeltäter den Bus aber nicht verlassen.
BLICK-Reporter Marcel W. Perren: Die TV-Sendung übers WC
Olympische Spiele beinhalten für einen Reporter auch lange Busfahrten. Vom Abfahrts-Ziel in Jeongseon bis zum Riesen- und Slalom-Hang in Yong Pyong benötigt man eine gute Stunde. Und wenn ich von den Alpinen ins Eisstadion nach Gangneung will, muss ich noch einmal für rund 60 Minuten im Media Shuttle Platz nehmen.
Zum Zeitvertreib bietet sich der in der Busmitte angebrachten TV-Monitor an. In den letzten Wochen flimmern hier meistens Südkoreas Short-Track-Helden formatfüllend über den Breitbildschirm. Während der Fahrt vom House of Switzerland in Yongpyong und meiner Hotel-Unterkunft in der Nähe des Freestyle-Parks in Bokwang habe ich aber auch den Tiefpunkt des hiesigen TV-Schaffens erlebt: In einer 45 Minuten langen Ratgeber-Sendung wurde dem Zuschauer zur besten Sendezeit bis ins letzte Detail erklärt, wie ein WC richtig benutzt wird.
Ich habe deshalb den Kopf geschüttelt, bis ich im Mediencenter von Jeongseon erstmals die besonders übel riechende Toilette benutzen musste. Seit diesem Zeitpunkt weiss ich, dass die WC-Sendung im Erwachsenen-TV regelmässig wiederholt werden müsste...
BLICK-Reporter Mathias Germann: Die Tränen des Andri Ragettli
Nach dem Super-G ist mir klar: Ich habe soeben meinen schönsten Olympia-Moment erlebt! Rückblick: Das Podest steht längst fest, als Ester Ledecka losfährt. Und tatsächlich: Sie, die Snowboarderin, gewinnt. Ein echtes Olympia Märchen!
Wenige Tage später bin ich aber weit mehr gerührt. Der Hauptakteur: Andri Ragettli, 19-jähriger Youtube-Star und Favorit auf Gold im Ski-Slopestyle. Ein cooler Typ, selbstbewusst und intelligent. Nach Platz 7 steht er aber da wie in Häufchen Elend. Schon bei der ersten Frage dreht er sich von der kleinen Schweizer Journalistenrunde ab, sagt «Sorry» – als ob er dies müsste. Ragettli weint hemmungslos, die Tränen kullern über die Wangen und tropfen von da auf den Schnee.
Ich gebe zu: Obwohl ich keinen persönlichen Bezug zu Ragettli habe, hat mich dieser Moment enorm berührt. Weil er unglaublich traurig – aber irgendwie auch sehr schön, natürlich und ehrlich war.
BLICK-VJ Marko Vucur: Aufgewachsen mit Michelle und Wendy
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf im Kanton Obwalden. Und wie das halt auf dem Land so ist, kennen sich die Einwohner untereinander. Das Dorf, in dem ich bis zu meinem 20. Lebensjahr gelebt habe, heisst Engelberg. Manche würden sagen, das olympischste Dorf der Schweiz.
Darum war für mich die Alpine Kombination der Frauen das Highlight der Olympischen Spiele. Warum? Alle drei Schweizer Starterinnen haben einen grossen Bezug zu Engelberg –und ich somit zu ihnen. Mit Denise Feierabend teilte ich das Klassenzimmer am Gymnasium, Michelle und ihrem Bruder Marc Gisin begegnete ich täglich auf dem Pausenplatz der Primarschule, und auch Wendy Holdener traf man zur Zeit ihrer Ausbildung oft an.
Am Tag des Rennens lag ich durch eine Erkältung geschwächt im Hotelzimmer. Das hielt mich aber nicht davon ab, vor dem TV mit den drei Athletinnen mitzufiebern. Und als dann Michelle und Wendy Edelmetall holten, war die Erkältung vergessen – zumindest für den Moment.
BLICK-Reporter Emanuel Gisi: Die Geisterstunde in Südkorea
Es ist nach Mitternacht in Südkorea, Geisterstunde. Nationalcoach Patrick Fischer und Nationalteam-Direktor Raeto Raffainer sitzen vor versammelter Presse auf einem Podium und sie sehen aus, als hätten sie gerade ein Gespenst gesehen. Eine Stunde vorher ist die Hockey-Nati gegen Deutschland mit 1:2 ausgeschieden. Aus einem verknorzten Olympia-Turnier ist ein verpatztes geworden.
Da schleicht sich Goalie Jonas Hiller in den Raum. Der einzige Schweizer, der im Olympia-Turnier auf einem Niveau spielte, das am ehesten dem Traum von einer Medaille gerecht wurde, muss minutenlang in einer Ecke warten, bis die Chefs mit ihren Ausführungen fertig sind.
Dabei ist allen klar, was er gleich sagen wird. Irgendwann darf der 36-Jährige dann sprechen, mit brüchiger Stimme erklärt er, dass er in der Nati aufhört. Das Nationalteam bietet ihm einen Abschied, wie er zum Turnier passt. Verknorzt. Nicht böse gemeint. Aber unglücklich.