Auf dem Zuckerhut war Giulia Steingruber schon. Die Escadaria Selaron, eine kunterbunte Treppe, besuchte sie. Alles zwischen den Wettkämpfen. Als Ablenkung in den Tagen zwischen Qualifikation und ihrem letzten Gerätefinal am Boden. Doch wirklich geniessen konnte sie das herrlich gelegene Rio de Janeiro, seine Buchten und Strände noch nicht.
Morgen fliegt sie zurück in die Schweiz. Wenig, aber genügend Zeit, um Versäumtes nachzuholen und die zehn intensivsten Tage ihres Lebens zu verarbeiten. «Einmalig bei Olympischen Spielen ist, dass du mit Athleten aus anderen Sportarten in Kontakt kommst. Du lernst so viele Persönlichkeiten kennen», schwärmt Steingruber.
Mit den Schweizer Beachvolleyballerinnen hat sie sich ausgetauscht. Lernte die Synchron-Schwimmerinnen kennen und plauderte mit den Leichtathleten. «Für Fotos hatte ich bisher aber kaum Zeit, aber jetzt gehe ich schon noch ein wenig auf die Jagd.» Ganz oben auf ihrer Wunschliste steht Usain Bolt (29), die jamaikanische Sprintrakete.
«Einmal habe ich neben ihm gegessen. Da habe ich mir überlegt, ihn zu fragen. Für ihn ist es auch nicht immer so toll. Manchmal ist er fast ein wenig geflüchtet. Aber wenn ich ihm noch einmal über den Weg laufe, frage ich ihn», sagt Steingruber. Am meisten gelacht hat sie aber mit Turn-Kollege Pablo Brägger. «Mit ihm habe ich es immer sehr lustig.»
Ein Moment bleibt ihr besonders in Erinnerung: «Als ich als Schweizer Fahnenträgerin ins Stadion einlaufen durfte, hatte ich Gänsehaut.» Tief beeindruckt zeigt sie sich auch von den Menschen am Fusse des Zuckerhuts. «Die Leute sind sehr hilfsbereit und sympathisch. Hier fühle ich mich sehr wohl», sagt Steingruber über die Brasilianer.
Vor einem grossen Umbruch
Neben der Selfie-Jagd auf Bolt möchte sie nun auch noch den Schweizer Athleten die Daumen drücken, den Sand zwischen den Zehen spüren und die Zeit mit ihren Eltern Kurt und Fabiola geniessen. «Es ist schön, dass sie mich hier unterstützen konnten.» Ob sie in vier Jahren in Tokio noch einmal bei Olympischen Spielen antreten will, lässt sie vorerst offen.
Vor ihr steht ein grosser Umbruch. Mit Zoltan Jordanov verliert sie ihren Trainer. Daran denken will sie noch nicht. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz macht Steingruber zwei Wochen Ferien. «Für mich ist es wichtig, dass ich gesund bleibe und die Freude am Turnen nicht verliere.» Dann ist möglich, dass sie auch in vier Jahren in Tokio wieder antritt.