Scheu, aber neugierig klammert sich der blonde Lockenkopf an sein Mami. Das Mami ist Nicola Spirig (34), steht im Blitzlichtgewitter, im Fokus der Kameras und der Selfie-Jäger im House of Switzerland. Um den Hals eine Silber-Medaille. Vier Jahre nach Gold in London holt die Schweizer Triathletin in Rio de Janeiro ihre zweite Olympia-Medaille.
«Es ist noch emotionaler», sagt die Ausnahmeathletin. Denn die Vorbereitung war nicht ideal. Vor einem halben Jahr brach sie sich bei einem Sturz in Dubai die Hand. Doch Spirig wäre nicht Spirig, wenn sie nicht auch diesen Rückschlag weggesteckt hätte. «Ich habe in den letzten Wochen sehr hart und sehr viel trainiert.» Alles für den Medaillen-Traum.
«Froh, wieder mehr Zeit für die Familie zu haben»
Papa Reto Hug holt Söhnchen Yannis (3) von der Bühne. Beide haben in den letzten Monaten oft auf ihre Nicola verzichten müssen. «Ich bin froh, dass ich nun wieder mehr Zeit für die Familie habe», sagt die Silber-Gewinnerin. Gegessen hat sie auch sieben Stunden nach dem Rennen noch nicht. «Aber ich habe immer meine Schokolade dabei.»
Für Spirig waren es bereits die vierten Olympischen Spiele. «Meine letzten als Triathletin.» Logisch wäre ein Wechsel auf die Langdistanz. «Aber das ist zeitintensiv. Und ich habe jetzt schon Mühe alles in meinem Leben unter einen Hut zu bringen.» Sie müsse alles mit ihrer Familie besprechen. Alle sollen glücklich mit der Lösung sein, auch Sohn Yannis.
Er und Spirigs Ehemann Reto, ein ehemaliger Triathlet, der selber drei Mal an Olympischen Spielen teilgenommen hat, geniessen ab sofort wieder oberste Priorität in ihrem Leben. Erst am Donnerstag, dem 25. August, fliegen sie zurück in die Schweiz. Wettkämpfe, sagt Spirig selber, sind bis Ende Jahr keine mehr geplant. Du hast es verdient, Nicola.