Zwei Tage nach ihrem Olympiasieg wagt sich Chiara Leone (26) an eine besonders heikle Aufgabe. Die Schützin schneidet ihrer WG-Kollegin Franziska Stark (25) die Haarspitzen – und umgekehrt! «Das ist ein Vertrauensbeweis», erklärt sie lachend. Stark, die ebenfalls eine Schützin ist, zeigt sich zufrieden. «So schlecht hat sie es nicht gemacht.» Gleich klingt es bei Leone, die gegen die Müdigkeit ankämpft.
Zum Interview-Termin erscheint sie am Montagnachmittag mit einem Kaffee in der Hand. Ein seltenes Bild. «Dafür hat er jetzt eine umso stärkere Wirkung.» Und die kann Leone gut gebrauchen. Nach ihrem Olympiasieg im Dreistellungskampf über 50 Meter hetzt sie von Termin zu Termin. «Es ist der Wahnsinn, was gerade abgeht.» Mitbewohnerin Stark erlebt das hautnah mit.
Lieber eine Gold-Party als ein Wettkampf
Seit vier Jahren leben sie in einer gemeinsamen Wohnung in Biel. Nur wenige Hundert Meter vom Schiessstand entfernt. Das Olympia-Finale hat sich Stark während eines Wettkampfs in der Schweiz angeschaut. Als sie nach dem Sieg ihrer Kollegin selbst zum Final antreten musste, ging nichts mehr. «Ich hatte Tränen in den Augen und meine Knie zitterten.»
Gemeinsam mit ihrem Teamkollegen Jan Lochbihler entschied sie sich, den Wettkampf abzubrechen. Statt am nächsten Morgen erneut um einen Spitzenplatz zu kämpfen, fuhren sie nach Châteauroux zur Gold-Party von Leone. «Das wollte ich mir nicht entgehen lassen.»
Lieblingsserie läuft auf RTL
Nach einer kurzen Nacht ging es zurück nach Biel. In der WG wartete eine Überraschung auf die Olympiasiegerin. Als die Aargauerin am Tisch sass, ging hinter ihr eine Konfettikanone los. «Bis in mein Zimmer sind sie verstreut. Dort herrscht im Moment sowieso Chaos. Ich hatte kaum Zeit zum Auspacken.» Am Dienstagmorgen geht es schon wieder zurück nach Frankreich. Leone darf für ein paar Tage im olympischen Dorf wohnen, denn die Wettkämpfe der Schützinnen fanden rund drei Autostunden von Paris entfernt statt.
Ob das Frühstück so gut sein wird, wie jenes von WG-Kollegin Stark? «Ich habe sie nach dem Olympiasieg mit einem Gourmet-Menü verwöhnt», erzählt sie. Im Hintergrund zieht Leone ihre Augenbrauen hoch. Stark verkündet stolz: «Es gab ein wunderbares Rührei mit Cherrytomaten.» Gelächter in der Runde.
Gemeinsam in der Küche stehen sie selten. Oft gibt es im Leistungszentrum in Magglingen BE etwas zu essen. Oder sie bestellen sich etwas. «Thailändisch mögen wir beide sehr gerne. Mit dem Typen vom Lieferservice sind wir fast per du», sagt Leone. An den gemeinsamen Abenden schauen sie ab und zu etwas im Fernsehen. Ihr aktueller Favorit: die RTL-Serie Princess Charming. Darin sucht eine Lesbe ihre grosse Liebe. «Es ist sehr unterhaltsam.»
Leone bereitet sich auf Premiere vor
Beide haben sich vor einigen Jahren entschieden, voll auf den Sport zu setzen, haben ihren ersten Wettkampf gemeinsam bestritten, in derselben Gruppe trainiert und zusammen gewohnt. «In gewissen Phasen brauchten wir Abstand voneinander.» Einen heftigen Streit gab es jedoch nie. «Wir verstehen uns sehr gut. Schade, trinkt sie keinen Kaffee», spasst Stark.
Neben dem Schiessen unternehmen sie gerne Velotouren. Für Leone ein wichtiges Training für die Wette, die sie mit Blick eingegangen ist. Weil sie eine Medaille gewonnen hat, muss sie ihren ersten Triathlon absolvieren. «Ich freue mich auf die Herausforderung.» Ein Schluck Kaffee würde vorher sicher nicht schaden.
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