«Zu den Olympischen Spielen figuriert unter den Siegern im Wettturnen auch ein Schweizer Zuttner.» 14 Worte, 3 Zeilen – mehr war der «NZZ» der Schweizer Olympiasieger im Kunstturnen in ihrer Ausgabe vom Freitag, 10. April 1896, nicht wert. Zuttner hiess in Wirklichkeit Louis Zutter und schrieb vor 128 Jahren Geschichte, indem er der erste Schweizer Olympiasieger aller Zeiten wurde.
Viel ist über den gebürtigen Neuenburger nicht bekannt. Es existiert nicht einmal ein offizielles Foto von ihm. Fakt ist: Zutter war 30 Jahre alt, als er sich 1896 gemeinsam mit dem deutschen Team nach Athen aufmachte, um dort zu turnen, aber auch, um seinen Bruder Alexis, der in Griechenland als Turnlehrer arbeitete, zu besuchen.
Silber statt Gold
Die Schweizer Olympia-Delegation bestand damals aus nur zwei Männern: aus Zutter und dem Schützen Albert Baumann. Vor allem Zutter lieferte in jenen April-Tagen ab: Silber am Barren, Silber am Pferdsprung und Gold am Seitpferd. Wobei Gold damals gar nicht stimmte, denn bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit erhielt der Sieger eine Medaille aus Silber.
Im offiziellen Olympia-Rapport hiess es damals: «Herr Zutter hat alle anderen Konkurrenten durch seine wunderbare Beweglichkeit übertroffen und sich den ersten Preis verdientermassen gesichert.»
Reich beschenkt wurde Zutter übrigens auch nach seiner Rückkehr in die Schweiz. Von seiner Turmgesellschaft «la société des Amis gymnastes de Neuchâtel» erhielt er einen Ring und eine Uhr.
1946 starb Zutter schliesslich im Alter von knapp 81 Jahren. Der Tod des ersten Schweizer Olympiasiegers war hierzulande keiner Zeitung auch nur ein Wort wert.