«Die Polizei hat uns gerade aufgefordert, weniger Lärm zu machen. Der Bogenschiesswettbewerb hat gerade begonnen und ich habe gehört, dass wir die Leute stören.» Wenige Schritte vom «Esplanade des Invalide», einem Park in Paris, hat sich eine Kohorte schwarz gekleideter Fans mit Schweizer Fahnen, Glocken und Plakaten eingenistet. Sie sind hier, um ihren Freund und Triathlet Adrien Briffod anzufeuern. Dafür ist die Gruppe am Montagabend gegen 20.30 Uhr in Vevey losgefahren und kurz nach 4 Uhr morgens am Arc de Triomphe angekommen.
Da schlief die Stadt Paris noch. Als sie wenige Stunden später mit dem Sonnenaufgang erwacht, ist der Plan dahin. «Zuerst dachten wir an einen Scherz», sagt Lionel Sauser, einer der beiden Organisatoren. «Aber wir merkten schnell, dass es stimmt und wir kein Rennen sehen würden.»
82 Fans, Freunde, und Angehörigen von Adrien Briffod nahmen die Reise auf sich – und wurden nicht mal mit einem Rennen belohnt. «Wir hatten alles geplant», sagt Quentin Bochud, der andere Kopf hinter dem Abenteuer: «Wir wollten unsere ‹Briffod-Kurve› neben der Champs-Élysées aufstellen und so richtig Stimmung machen.»
Am selben Tag hin und wieder zurück
Die Verschmutzung der Seine macht den Plan, der während einer Bergwanderung geschmiedet worden war, aber zunichte. «Es war im vergangenen Sommer», führt Lionel Sauser aus: «Quentin und ich hielten es für eine gute Chance, Adrien zu unterstützen. Im Oktober war alles gebucht.» Zunächst füllte sich der Bus nur zaghaft, «aber je näher das Rennen rückte, desto mehr Leute fanden sich.»
Im Bus fuhr neben Leuten auch reichlich Fan-Material mit. Von T-Shirts mit dem Bild ihres Champions oder Glöckchen war alles für den perfekten Bifford-Fan dabei. Zur Verpflegung gabs Sandwiches, Bier und alkoholfreie Getränke. Die Nacht wurde dafür durchgemacht und die Heimreise noch am Dienstag wieder angetreten. Von neu angesetzten auf Mittwoch angesetzten Triathlon am Mittwoch werden sie nichts sehen. Ich muss arbeiten», erklärt Lionel Sauser: «Und das geht vielen von uns so. Es hätte ein ganz besonderer Tag werden können. Es ist einfach schade.»
Briffod: «Habe gesagt, sie soll die Leute im Bus warnen»
Die Laune lassen sie sich davon nicht verderben. Kurz vor 11 Uhr steigt der Lärmpegel an. Mit der Schweizer Fahne als Stab vertreibt sich die Freundesgruppe mit einem Staffellauf die Zeit. Lionel Sauser lacht halbherzig: «Wir streunen einfach durch Paris. Zudem können wir keine Wettkämpfe besuchen, denn sie sind alle kostenpflichtig. Die «Briffod-Kurve» hatte absichtlich einen Teil der Strecke als Standort ausgewählt, an dem man gratis hätte stehen können, damit jeder an der Feier teilnehmen konnte.
Um 11 Uhr läuten die Glocken noch lauter. Mit dem Schweizer Trikot auf den Schultern kommt Adrien Briffod auf seinem Velo an. Er hat die Nummer 22 auf seinem Arm. Für sein Rennen wäre alles vorbereitet gewesen. «Ich bin um 3.40 Uhr aufgewacht, um ein bisschen zu laufen und meinen Tag zu beginnen. Da war das Rennen noch nicht abgesagt.»
Die schlechte Nachricht kommt kurz nach seiner Joggingrunde. «Ich habe meine Freundin gewarnt, die auf dem Weg zur Rennstrecke war, um einen guten Platz zu bekommen, und ich habe ihr gesagt, sie solle die Leute im Bus warnen.»
Briffod zeigt sich von der Aktion gerührt, hält vor der Gruppe eine kleine Rede. Danach setzt diese ihren Staffellauf durch den Park fort. «Ich wusste, dass sie kommen würden. Sie zu sehen, ist trotzdem magisch.» sagte Briffod: «Sie am Rand der Strecke zu sehen, hätte mich sehr gefreut.»
Das Ausmass – alle Schilder, die T-Shirts, die Glocken – habe ihn dann aber doch überrascht, so Briffod. «Es ist unglaublich, was sie alles für mich getan haben.»
Jetzt muss Briffod auf seine Fans verzichten
Wenn der Triathlon neu am Mittwoch (um 10:45 Uhr) über die Bühne geht, wird es also ohne die Gruppe aus Veveysans sein. «Ich werde so tun, als wären sie dabei gewesen», sagt Briffod und ist froh, immerhin einen Moment mit seinen Freunden verbracht zu haben: «Ich musste ohnehin eine Radtour machen. Die 11 oder 12 Kilometer Weg hierher waren ein perfektes Training. Ich wollte ihnen wirklich zeigen, wie glücklich es mich macht, sie an meiner Seite zu haben.»