«Ich wusste nicht, dass es die erste Schweizer Medaille ist»
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Audrey Gogniat überrascht:«Ich wusste nicht, dass es die erste Medaille ist»

Als die Kameras aus sind, fliessen die Tränen
Gogniat wird mit Socken von Christen zur Bronze-Heldin

Auf die Schützinnen ist Verlass! Wie in Rio und in Tokio kommts am Schiessstand zum ersten Schweizer Medaillengewinn der Spiele. Die Jurassierin Audrey Gogniat holt Bronze.
Publiziert: 29.07.2024 um 16:54 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2024 um 09:30 Uhr
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Der Schweizer Bann ist gebrochen: Audrey Gogniat zeigt stolz ihre Bronzemedaille, es ist die erste für Swiss Olympic in Paris.
Foto: AFP
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Matthias Davet

Als Audrey Gogniat (21) nach ihrem Wettkampf in der Medienzone die Blick-Journalisten entdeckt, hat sie die (zweit-)wichtigste Sache des Tages nicht vergessen. «Ich habe einen Sprung mit dem Gleitschirm gewonnen!» Die Luftgewehr-Schützin aus dem Jura hat zwar soeben mit Bronze die Schweiz erlöst und die erste Medaille des Landes geholt, doch ihre gewonnene Medaillenwette mit Blick bleibt ihr trotz Karriere-Highlight präsent. 

Überglücklich hält sie sich die Hand vor den Mund und merkt, dass ihr Auftritt vielleicht etwas laut war, während andere Athletinnen ihre Interviews geben. Aber Gogniat darf heute tun, was sie will: Sie ist olympische Medaillengewinnerin. Mit gerade Mal 21 Jahren – wow!

Die erste Schweizer Medaille holen wir 2024 also in Chateauroux. 275 Kilometer von der französischen Hauptstadt Paris entfernt. Aber die Schweiz war unter den Zuschauern zahlreich vertreten. Eine Delegation von 31 Jurassiern war gekommen, um ihren Schützling anzufeuern.

Die Nerven halten auch beim finalen Bronze-Schuss

Die Final-Quali war schon ein Coup. Nun setzt Gogniat am Montag noch einen drauf. Sie setzt sich schnell in den Top 3 fest und bleibt dort. Der Wettbewerb war (fast) perfekt. «Der zweitletzte Schuss war zu hoch», analysiert sie. «Da habe ich mir gesagt: ‹Audrey, du musst Gas geben, sonst reicht es nicht!›» Die Nerven halten, der Schuss zu Bronze gelingt. Es ist der Schuss ins Glück.

Dann wirds im Blick-Interview emotional. «Es sind viele Emotionen. Mir fehlen die Worte. Meine Nerven versagen.» Und tatsächlich erscheinen Tränen in den Augen der Bronze-Heldin. «Vorher vor den TV-Kameras konnte ich es noch verhindern, aber jetzt, da es nicht gefilmt wird, ist es nicht schlimm», sagt sie lachend, mit Tränen vor Glück in den Augen.

Wie am Vortag nach ihrer Finalqualifikation hebt die junge Schützin aus Le Noirmont JU die Arbeit hervor, die sie seit Beginn ihrer Karriere geleistet hat: «Ich habe wirklich stundenlang hinter dem Gewehr gearbeitet und gelitten. Das ist die Belohnung für all das.»

Nach einem Reitunfall ging ihre Schiess-Karriere richtig los

Die Jurassierin kam im Alter von sieben Jahren durch ihren Vater Roland – natürlich beim Bronze-Hit der Tochter auch vor Ort – zum Schiesssport. Bereits er schoss auf hohem Niveau, ist in der Westschweiz eine Referenz in seinem Sport. Klein-Audrey und die Familie reisten jedes Wochenende mit an die Wettkämpfe des Vaters. Eines Tages wollte auch sie es ausprobieren. Doch Gogniat erzählte vor der Abreise an die Spiele: «Mir hat das Schiessen am Anfang überhaupt nicht gefallen. Lustig war nur, Schrotkugeln auf die Zielscheibe zu schiessen.»

Es gab aber nie Druck vom Vater, schiessen zu müssen. Ein Schlüssel für den Bronze-Coup – «denn sonst wäre es mir als Kind verleidet». Mit 14 Jahren stürzte Gogniat schwer bei einem Reitunfall, sie verletzte sich am Becken und konnte zwei Monate nicht schiessen. «Das kam mir wie eine Ewigkeit vor.»

Sie begann wieder, kämpfte sich zurück. Und stand 2018 plötzlich als Junioren-Schweizermeisterin da. Der Teenager kam in den Nationalkader in Biel. Kaum war sie da, gewann Nina Christen in Tokio zwei Medaillen. Mit einer Olympia-Siegerin im selben Team zu schiessen? Es kam Gogniat surreal vor. 

Nun hat auch sie eine Olympia-Medaille. Mit ein bisschen Hilfe von Christen. Gogniat zieht ihre Hosen hoch und zeigt sie: Flamingo-Socken, die ihr Christen als Glücksbringer geschenkt hat. «Nicht gewaschen zwischen Quali und Final!», sagt die Bronze-Heldin und strahlt. Alles richtig gemacht. Und nun darf sie sich auf einen Sprung mit dem Gleitschirm freuen. 

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