Nie zuvor war Mauro Caviezel (29) derart geladen wie zwei Tage vor seinem Abflug nach Südkorea, wo er in der Nacht auf morgen die Abfahrt bestreitet – gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Gino (25) jagte er in der Biathlon-Arena auf der Lenzerheide einer besonders starken Frau hinterher.
Ihr Name: Aita Gasparin (24). Um mit der Olympia-Biathletin mithalten zu können, haben die Caviezel-Brothers mit dem Urner Matthias Simmen (46, 1 Podestplatz im Weltcup) einen hochkarätigen Coach an ihre Seite geholt. Und Simmens erster Eindruck von Mauros Laufstil fällt positiv aus: «Mauro hat eine tolle Skating-Technik, er gleitet sehr schön.»
Ordentlich daneben geht dafür das Probeschiessen. Mauro soll liegend die Scheiben auf der Position 16 treffen, Gino zielt auf den Stand mit der Nummer 15. Auf der 15 werden schnell drei Treffer registriert, obwohl Gino bis dahin erst einen Schuss abgegeben hat. Mauro verwirft die Hände: «Ich habe auf die falsche Scheibe gezielt...»
Dann geht’s erst richtig los. Simmen schickt die Caviezels gegen die Frau ins Rennen, die in Pyeongchang gemeinsam mit ihren Schwestern Selina und Elisa am Biathlon-Start stehen wird. Weil Aita bewusst gemächlich startet, können die Alpin-Brüder bis zum Liegenschiessen mit ihr mithalten. Doch am Schiessstand erteilt Aita den Männern eine echte Lektion – bevor Mauro und Gino auch nur einen einzigen Schuss abgeben, verabschiedet sich Gasparin ohne Fehler in die zweite Runde.
Während Mauro danach sein Ziel dreimal trifft, muss Gino nach fünf Nieten fünfmal in die Strafrunde. Nachdem Gasparin auch beim Schiessen aus dem Stand heraus ohne Fehler bleibt, erreicht sie das Ziel, bevor die beiden Männer mit dem zweiten Schiessen überhaupt beginnen.
Immerhin: Mauro sichert sich mit einem Treffer im Stehendanschlag den souveränen Sieg im Bruder-Duell. Der WM-Bronzemedaillengewinner in der Alpinen Kombination verneigt sich aber tief vor Aita: «Mein Respekt vor euch Biathlon-Grössen ist durch diese Aktion noch einmal gestiegen. Für mich ist es unvorstellbar, wie man mit einem so hohen Puls nach dem Laufen so genau zielen kann.»
Dafür hat Mauro Caviezel gestern im zweiten Training zur Olympia-Abfahrt ein ziemlich starkes Stück abgeliefert: Mit der achtschnellsten Zeit hat er sich fix fürs Rennen vom Sonntag qualifiziert. Gino wird am 18. Februar im Riesen starten.
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
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