Hinter jedem Menschen steckt eine Geschichte. Hinter Paralympics-Athleten ist sie oft noch etwas besonderer. So auch die Story von Nikko Landeros und Tyler Carron. Die beiden sind in Pyeongchang Teil des US-Hockey-Teams. Doch verbindet mehr als nur die Kollegschaft auf dem Eis.
Sie kennen sich seit der Jugend. Gehen zusammen zur Schule, spielen dort gemeinsam American Football, praktizieren Wrestling. Dann, der Tag, als das Schicksal zuschlug. Im Januar 2007 müssen die Freunde wegen eines platten Reifens am Strassenrand anhalten. Die Fahrbahn ist schneebedeckt. Als Carron und Landeros im Kofferraum nach Werkzeug kramen, kracht ein Schulkollege mit seinem Wagen in die beiden damals 17-Jährigen rein.
Blutsbrüderschaft mal anders
Der Unfall hat schwere Konsequenzen: Carron und Landeros verlieren beide Beine. Im Spital kriegen sie Blut vom gleichen Spender. «Wir haben becherweise das gleiche Blut in uns – wer weiss, von wem es ist? Wir waren zusammen in einem Raum», sagt Landeros, mittlerweile 28, zur «BBC».
Ein langer Weg beginnt. Die Herausfordungen einer beidseitigen Amputation sind immens. Nicht nur physisch, auch mental. Sein Leben wieder in Griff kriegen, heisst es. Hinzu kommt das Laufenlernen mit Prothesen, eine lange Zeit im Rollstuhl.
«Ich erinnere mich, als ich aufgewacht bin, war ich richtig wütend, weil ich keine Beine mehr hatte», sagt Carron. «Aber nach einer Weile war ich froh, dass ich noch lebte.» Den Kampf zurück ins Leben meistern Carron und Landeros gemeinsam. «Es ist schön, mit jemandem zum Physio gehen zu können. Zusammen laufen zu lernen. Alleine wäre es viel schwieriger gewesen.»
Reichts zur Goldmedaille?
Nikko und Tyler pushen sich gegenseitig. «Wenn ich an einem Tag nicht laufen will, und ich dann Tyler laufen sehe, denke ich: ‹Mann, ich muss jetzt auch meine Beine anziehen›», so Landeros. «Wir pushen uns gegenseitig zu wahrer Grösse. Das werden wir vermutlich nicht erreichen, aber hoffentlich gibts wenigstens ein paar Goldmedaillen», sagt er augenzwinkernd.
Landeros hat schon zwei, je eine aus Vancouver und Sotschi. Carron war nur in Sotschi dabei. Aber jetzt kann eine weitere dazukommen. Am Donnerstagmittag schlagen die US-Amerikaner Italien gleich mit 10:1. Im Final gehts jetzt gegen Nachbar Kanada. Da soll es die Goldmedaille geben. Zu wünschen wäre es den beiden. So oder so, es wäre ein weiteres Kapitel einer ungewöhnlichen, berührenden Geschichte. (leo)