Zuschauermässig war der erste Leichtathletik-Tag am Freitag eine Nullnummer. Nur wenige haben sich ins Olympia-Stadion bemüht. Penibel. Aber als Strafe haben die Weggebliebenen wenigstens den 10'000-m-Weltrekord verpasst.
Gut, dass es ab sofort heiss wird. Nicht bloss von Rios Himmel, sondern auf der Laufbahn. Als nämlich Usain, der Grosse, für die 7. Vorlauf-Serie um 12.37 Uhr Rio-Zeit seinen blauen Teppich im Stadion betritt, flippen die Fans aus. Bolt bedankt sich für den Applaus schon vor dem Lauf, indem er mit seinen Händen über dem Kopf klatscht. Das Stadion feiert ihn. Für die Brasilianer und das internationale Publikum ists der erste Teil ihres Wochenend-Gottesdienstes – das Hochamt folgt dann in der Nacht auf Montag MEZ, wenn Bolt seine Gegner zur Finalissima bittet.
Da ist er also, der Usain. Der Blitz aus Jamaika, der vor acht Jahren in Peking und vor vier Jahren in London jeweils dreimal Sprint-Gold hergezaubert hat. In Rio solls das Gleiche geben. Dann kann am Olympia-Schlusstag, dem 21. August, die ganz grosse Party steigen. Bolt feiert dann nämlich seinen 30. Geburtstag. Bindet eure Frauen und Girls zu Hause an, liebe Männer von Rio!
Usain hat sie alle im Griff, die Fans sogar besser als seine Gegner. Als er eine Viertelstunde vor seinem Lauf aus dem Callroom auf der Grossleinwand im Stadion gezeigt wird, ist es schon zum ersten Mal ganz, ganz laut. Als er dann leibhaftig in die Arena tritt, sind die Leute kaum noch zu halten. Kein Handy, dessen Kamera nicht auf Bolt zielt. Dann wirds mäuschenstill für den Start. Der Schuss – und ab gehts: Der Start ist mässig, dann leistet er sich den Luxus nicht einmal mit kleineren Schritten zu beschleunigen, sondern schaltet nach 20 Metern vom ersten gleich in den sechsten Gang. Der Mist ist nach 40 Metern geführt, da nimmt er schon raus, schaut sich um und spaziert sich umschauend in 10,07 Sekunden ins Ziel.
Usain ist auch in Rio wieder eine Wucht.