Noch nie habe er so sehnsüchtig auf eine Antwort gewartet, erzählt Tristan Scherwey. Wochenlang fieberte der 26-Jährige Patrick Fischers Anruf entgegen. Doch der kam erst am Sonntagabend, einige Tage später, als es der SCB-Stürmer erwartet hatte.
«Fischi fragte erst, wie es mir gehe. Ich gab zu, dass ich ungeduldig war. Als er mir dann gratulierte, schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Ich hatte Tränen in den Augen. Für mich geht ein Traum in Erfüllung», sagt Scherwey überglücklich.
Bisher durfte der Berner Publikumsliebling bloss einmal mit dem Nationalteam an ein grosses Turnier reisen. 2015 nahm ihn der damalige Coach Glen Hanlon mit an die WM nach Prag. Doch Scherwey hätte dort auch dem Nachtleben frönen können. Denn er spielte keine Sekunde, obwohl ihm Einsätze in Aussicht gestellt wurden.
Ein Jahr später wurde er von Fischer eine Woche vor WM-Beginn rasiert. «Damals war ich so gut drauf, hatte Selbstvertrauen und viel investiert. Ich dachte, ich bekäme eine Chance und war mega enttäuscht. Ich fragte mich, ob es an mir liege. Ob ich einfach nicht in die Philosophie des Trainers passe.»
Fischer und Scherwey haben sich darüber unterhalten. «Er meinte, ich habe noch Potenzial, müsse mehr Vertrauen mit der Scheibe entwickeln. Erhalte ich Tipps, nehme ich sie mir zu Herzen. Ich habe viel gearbeitet und stets daran geglaubt, dass sich das Rad drehen wird.»
Jetzt ist der Fribourger in der Form seines Lebens, hat schon 13 Tore erzielt. «Viele sagen, ich sei reifer geworden. Ich merke es selbst: Ich spiele cleverer, wurde konstanter. Vielleicht brauchte ich diese Rückschläge, um noch einmal Gas zu geben und mich auch spielerisch zu entwickeln.»
Obwohl er gespürt habe, dass er nahe dran war, habe er sich auch mit einer Absage befasst. «Dann wäre ich wohl in ein Loch gefallen. Denn ich habe wirklich alles getan. Jetzt bin ich unglaublich motiviert und auch etwas stolz.» Scherwey ist einer von acht Spielern von Meister und Leader Bern im Olympia-Aufgebot, in das es etwas überraschend auch Davos-Center Enzo Corvi schaffte.
Auf der Strecke blieben hingegen WM-Entdeckung Joël Genazzi, Tanner Richard und Damien Brunner, der nach seiner Verletzung noch nicht richtig auf Touren kam.