Man hat es im Vorfeld der Spiele dieser 31. Olympiade gewusst. Sport – das bedeutet für Brasilianer Fussball, Beachvolleyball, Volleyball und Formel 1. Dennoch, monatelang hat man bloss von Zika, Kriminalität, Verkehrs-Chaos gesprochen. Zuletzt noch von finanziellen Problemen. Wenigstens das mag ein Grund sein, dass sich Brasilianer die teuren Tickets nicht leisten wollen und können.
Bei den Radrennen war der Zuschauer-Aufmarsch fast so wie beim «GP Osterhas» in Affoltern am Albis. Lieber am Strand liegen, als Olympia zu schauen. Oder am Abend vor einer düsteren Bar zu mega-lauter Musik mit einem Bier in der Hand auf der Strasse zu tanzen.
Beim Kunstturnen sind es die kreisch-verrückten Amis, welche die Halle füllen. Beim Schwimmen zusammen mit Australiern und Europäern genauso.
Und wenn Brasilianer ins Leichtathletik-Stadion kommen, tun sie das nicht wegen dem Sport, sondern für Usain Bolt. Der Jamaika-Blitz war eben im Vorfeld viel cleverer als das IOC. Er hat die Situation 2013 erkannt, hat den Brasilianern mehrfach seine Kunst gezeigt. Nicht in einem Stadion, sondern à la Chilbi an der Copacabana oder im Sambodromo. Wenn Usain seine Party zum 30. Geburtstag am Sonntag dort zelebrieren würde, wären mehr Zuschauer dabei als bei der Olympia-Schlussfeier im Maracana. Das gäbe Karneval am 21. August.
Weil so viele Brasilianer vom olympischen Sport nichts verstehen, werden sie sogar ausfällig, wenn sie doch ins Stadion kommen. Feiern bloss ihre eigenen Leute und buhen andere primitiv aus. Wie Frankreichs Stabspringer Renaud Lavillenie. Der beschimpft das Publikum danach als Chauvinisten, vergleicht die Situation mit Jesse Owens bei den Hitler-Spielen 1936 in Berlin. Entschuldigte sich dafür aber am nächsten Tag.
Wenigstens da geht IOC-Boss Bach die Galle hoch. Er sagt öffentlich: «Dieses Verhalten der Zuschauer ist nicht akzeptabel.» An den Brasilianern tropft die Kritik ab. Bei der Siegerehrung schmähen sie Lavillenie wieder, der steht heulend auf dem Podest, während sein brasilianischer Bezwinger zur Nationalhymne salutiert. Wirklich wie vor 80 Jahren in Berlin.
In Rio hat Olympia ein Problem.