Zwei von vierzehn Medaillengewinnerinnen bei Olympia tragen Bart. Vier Medaillen gingen an Blonde, deren zehn an Dunkelhaarige. Elf Medaillengewinnerinnen haben Vornamen mit Anfangsbuchstaben aus der ersten Hälfte des Alphabets, nur drei aus der zweiten Hälfte. Fünf Männer holen in Peking Edelmetall, neun Frauen.
Da staunen Sie, hä! Bartlose, Ersthälftenalphabeten, Dunkelhaarige und Frauen starten durch. Ein Trend?
Der Sport lebt von Zahlen und von deren Interpretation. Interpretieren wir also mal den sportjournalistischen Reflex: «Oh, schau, die Frauen haben in Peking schon wieder so viele Medaillen geholt! Komm, da machen wir was.»
Wir denken unbewusst voreingenommen. Dieser Meccano sagt mehr aus über unsere Gesellschaft als über den Zustand der Spitzensport-Schweiz. Unsere Überraschung verrät unsere Prägung, unser Denken. In der skandinavischen Kultur, zum Beispiel, wo die Gleichstellung (auch im Sport) viel weiter ist, ist der Fakt der erfolgreichen Frauen keine Geschichte, sondern Normalität.
Als Standard ist in unseren (Schweizer) Köpfen verankert: «Männer holen mehr Medaillen als Frauen.» Wenn Frauen mehr Medaillen holen als Männer, sind wir darob überrascht und heben das in unserer Berichterstattung entsprechend hervor. Dabei ist doch eigentlich der Triumph der Dunkelhaarigen viel eindrücklicher.