Der Jubel ist ausgelassen. Zwei Sekunden vor der Sirene trifft Alina Müller fast übers ganze Feld ins leere Tor zum 4:2 gegen die Russinnen, nachdem sie zuvor im Fallen schon zum vorentscheidenden 3:2 eingenetzt hat. Die Schweizerinnen stehen im Olympia-Halbfinal, wo sie am Montag auf Kanada treffen (5.10 Uhr MEZ).
Die entscheidende Szene in diesem Viertelfinal? Der Moment nach dem vermeintlichen 2:1-Führungstreffer der Russinnen in der 47. Minute. Captain Lara Stalder informiert die Schiedsrichterinnen, dass man eine Coaches Challenge nehmen möchte. Denn sie und ihre Teamkolleginnen sind sich sicher: Der Puck landete bei ihrer Spielerinnenbank ausserhalb des Feldes am abgerundeten Abschluss des Plexiglases und prallte von dort wieder aufs Eis. Die Schiedsrichterin hakte noch nach, ob man das wirklich tun wolle. Und wie! Denn die aufmerksamen Schweizerinnen lagen goldrichtig und die Refs annullierten das Tor.
Diese entscheidende Szene beschreibt Nati-Trainer Colin Muller so: «Ich sah es nicht bewusst und nur aus dem Augenwinkel. Aber die Spielerinnen waren sich so sicher, dass der Puck draussen war, dass sie die Coaches Challenge unbedingt nehmen wollten.» Wäre sie nicht erfolgreich gewesen, hätte das eine Strafe zur Folge gehabt. Stattdessen setzt es Energie frei bei den Schweizerinnen. «Das war der Schlüsselmoment», betont Doppeltorschützin Müller, «der Hockeygott war auf unserer Seite, und das Momentum ab da auch.»
Nur 66 Sekunden später ist es Dominique Rüegg, die zuvor schon einige Hochkaräter (12., 44.) auf dem Stock hatte, die unsere Nati 2:1 in Front schiesst. «Doch selbst nach dem Ausgleich haben wir gespürt, dass noch etwas drinliegt», so Müller, die es als Gefühlsachterbahn beschreibt.
Russland – Schweiz 2:4
Tore: 35. Staenz (Müller, Stalder) 0:1. 38. Sawonina (Schokina, Korschakowa) 1:1. 48. Rüegg (Moy, Vallario) 1:2. 57. Luschikowa (Bratischewa, Kadirowa) 2:2. 57. Müller (Stalder) 2:3. 60. Müller 2:4 (leeres Tor).