Der Horrorsturz von Annemiek van Vleuten lässt am Sonntag die Welt den Atem anhalten. Die Holländerin flog beim Olympia-Frauen-Rennen in der halsbrecherischen Abfahrt von der Vista Chinesa über den Lenker und krachte auf Höhe des Genick gegen den Bordstein.
Entwarnung gibts am Sonntagabend, van Vleuten kommt ohne schlimmere Verletzung davon.
Doch der Unfall lässt einige in der Radszene toben. Vor allem der britische Bahnrad-Olympiasieger Chris Boardman geht auf den Rad-Weltverband UCI los. «Ich bin wirklich sehr wütend. Als ich die Randsteine bei der Besichtigung sah, war mir klar, dass hier niemand nach einem Sturz einfach aufstehen würde», sagt der wütende BBC-Kommentator.
Und weiter: «Die Leute, die für den Kurs verantwortlich waren, haben es auch gesehen, aber nichts unternommen. Das war weit entfernt von anspruchsvoll, das war gemeingefährlich.»
Van Vleuten stand zwar wie von ihm vermutet nicht gleich auf, doch der Crash ging zum Glück glimpflich aus.
Diagnose: Drei kleine Brüche im Bereich der Lendenwirbelsäule, dazu die Gehirnerschütterung.
Und die UCI kam mit einem blauen Auge davon. Denn es ist nicht so, dass es keine Warnsignale gegeben hätte. Tags zuvor ereigneten sich schon im Männerrennen heftige Unfälle. Vincenzo Nibali erlitt zum Beispiel einen Schlüsselbeinbruch.
«Sie haben es zugelassen», sagt Boardman deshalb sauer. «Und das, obwohl das Männerrennen schon jenseits aller Grenzen war! Sie haben nichts mehr verändert an der Strecke, das finde ich schrecklich.»
Natürlich gibt es auch andere Meinungen. Unsere Schweizer Jolanda Neff, die als Achte ein olympisches Diplom holte, habe Spass gehabt in der Abfahrt. Auch wenn sie vom Crash sichtlich geschockt war, sagt sie: «Ich habe die Abfahrt vorher angeschaut. Und die vielen Kurven und Schwierigkeiten haben mir richtig gefallen.»
Und auch die UCI ist sich keiner Schuld bewusst. «Der Kurs wurde gewissenhaft entworfen und intensiv getestet», teilte der Verband mit.