Beinahe hätte Siebenkämpferin Annik Kälin einen grossartigen Wettkampf mit einer Sensations-Medaille abgeschlossen. Doch am Ende passt dann – wie schon so manches Mal aus Schweizer Sicht an diesen Sommerspielen – nicht ganz alles zusammen. Im abschliessenden Rennen über 800 m kann die Bündnerin nicht derart über sich hinauswachsen, als dass sie die in dieser Disziplin stärkere Konkurrenz hätte ausstechen können.
Auf Zwischenrang drei auf die Bahn gegangen, verliert sie ihren Podestplatz als Siebte in ihrem Lauf – mit einer neuen Bestzeit von 2:11,33 Minuten. Und wird so Gesamtvierte. Schon wieder, ist der Schweizer geneigt, zu sagen. Doch: Es ist wohl der schönste vierte Rang dieser Olympischen Spiele! «Sensationell», findet auch Kälin selbst, «dieses Resultat hätte ich vor dem Wettkampf unterschrieben».
Kälin: «Ich kann noch mehr»
Kälins Auftritt im Pariser Stade de France ist auch ohne Edelmetall ein fettes Ausrufezeichen. Die Prättigauerin, deren Vater Marco eine Artzpraxis hat und sie dadurch nicht nur sportmedizinisch beraten kann, sondern auch ihr Coach ist, legt in beeindruckender Manier ein Reifezeugnis ab. Die Frau aus Grüsch, wo es zu ihren Ehren ein Public Viewing gibt, zieht von Beginn an ihr Ding durch, startet über 110 m Hürden direkt mit einer neuen persönlichen Bestleistung (12,87 Sekunden). Danach überflog sie im Hochsprung 1,74 m, überwand im Kugelstossen die 14-m-Marke (14,02) und lief die 200 m in unter 24 Sekunden (23,88). In ihrer Paradedisziplin Weitsprung blieb sie zwar 25 cm unter ihrem Schweizer Rekord, sprang aber immer noch auf 6,59 m. Und im Speerwurf realisierte sie mit starken 48,14 m eine neue Saisonbestleistung.
Schon 3834 Punkte zur Halbzeit hatte sie noch nie erreicht, nun verbessert sie mit dem Schlussresultat von 6639 Zählern tatsächlich ihren eigenen Schweizer Rekord (6515 Punkte waren es bisher, von der EM 2022), was ihre Top-Leistung in der französischen Hauptstadt noch einmal unterstreicht. Kälin sagt: «Betrachtet man all dies, kann ich einfach nur happy sein. Und ich weiss: Ich kann noch mehr. Es ist hier in Paris noch nicht fertig.» Das klingt wie eine Ansage für Los Angeles in vier Jahren.
Neuer Schweizer Rekord – aber keine Medaille
Die Ausgangslage ist klar: Kälin muss mit oder früher als die Belgierin Noor Vidts ins Ziel kommen, um Bronze zu ergattern. Der Start gelingt der Schweizerin, sie sucht gleich den Rücken ihrer Kontrahentin Noor Vidts, die anschliessend an der Spitze vorne mitläuft.
Nach gut einer Runde muss Kälin etwas abreissen lassen, während Vidts ihr Tempo voll durchzieht, womit die Schweizerin Bronze wie erwartet verpasst. Schade! Trotzdem ist es ein sehr guter Lauf: Kälin läuft in 2:11,33 Minute ins Ziel, wird Vierte und stellt neuen Schweizer Rekord auf (6639 Punkte). Die Belgierin Thiam wird wie schon in Rio und Tokio Olympiasiegerin, Johnson-Thompson wird Zweite, Vidts Dritte.
Das Kribbeln steigt
Der zweite Lauf macht sich bereit, Kälin läuft auf Bahn sieben. Jetzt heisst es: Daumen drücken!
Gibts den Medaillen-Exploit?
So, wir sind zurück beim Siebenkampf. Kälin darf von einer Medaille träumen, braucht dafür aber einen Coup über 800 m. Ab 20.30 Uhr findet die Entscheidung statt. Es gibt zwei Läufe, Kälin startet im zweiten.
Ausgangslage – Dritte vor den 800 m
Annik Kälin realisiert im Speerwerfen die fünftbeste Weite. Und macht in der Gesamtrangliste eine weitere Position gut. Vor dem abschliessenden 800-Meter-Lauf liegt sie auf dem Bronze-Platz! Allerdings hat sie nur ein Minipolster von fünf Punkten auf die Belgierin Noor Vidts. So oder so ist klar: Kälin braucht einen Exploit. Denn die beiden Konkurrentinnen, die auf den Plätzen 4 und 5 liegen, sind die besseren Läuferinnen. Die Differenz zu Anna Hall auf dem 5. Platz beträgt 127 Punkte – oder rund neun Sekunden. Aber die Schweizerin darf von der Medaille träumen.
An der Spitze holt sich Nafi Thiam die Führung zurück und hat gute Aussichten, zum dritten Mal in Folge Olympiasiegerin zu werden. Sie nimmt im Vergleich zur zweitplatzierten Katarina Johnson-Thompson ein Polster von 121 Punkten mit in die letzte Disziplin. Das entspricht ebenfalls rund neun Sekunden Vorsprung.
1. Nafi Thiam (Bel) 5924 Punkte
2. Katarina Johnson-Thompson (Gb) 5803 Punkte
3. Annik Kälin (Sz) 5694 Punkte
4. Noor Vidts (Bel) 5689 Punkte
5. Anna Hall (USA) 5567 Punkte
6. Sofie Dokter (Ho) 5538 Punkte
Saisonbestleistung im Speer
Der zweite Versuch von Annik Kälin fliegt nicht ganz so weit wie noch der erste. Die Schweizerin wirft den Speer auf 42,37 m. Mit Nafi Thiam (54,04 m), Emma Oosterwegel (51,78 m) und Kate O'Connor (50,36 m) haben bisher drei Athletinnen die 50-Meter-Marke geknackt.
Im dritten Anlauf wirft Kälin 45,85 m. Damit fliesst ihr erster Versuch in die Wertung ein. Damit darf sie sicher mehr als zufrieden sein. Immerhin ist es eine neue Saisonbestleistung.
Guter erster Versuch
Starker erster Wurf von Kälin! Mit 48,14 m stellt sie eine neue Saisonbestleistung auf.
Vor ihr wirft auch Nafi Thiam den Speer so weit wie noch nie in diesem Jahr. Derjenige der Belgierin landet bei 54,04 m.
Bald kommt Kälin
Die zweite Gruppe hat nun mit dem Speer-Wettkampf begonnen. Bald ist Annik Kälin ein erstes Mal an der Reihe.
Belgierin stark beim Speerwerfen
Noor Vidts, die nach dem Weitsprung vor Kälin auf Platz 3 liegt, zeigt ein starkes Speerwerfen. Die Belgierin steigert sich in jedem Versuch und wirft gleich dreimal eine persönliche Bestweite. In die Wertung fliessen 45,00 m ein. Kälin ist damit gefordert, will sie mit ihr in Tuchfühlung bleiben.
Auch Anna Hall, die hinter Kälin auf Platz 6 liegt, zeigt einen starken Auftritt. 45,99 m bedeuten ebenfalls persönliche Bestweite. Für sie vor allem deswegen wertvoll, weil sie über die 800 m stark ist. Die Führende Katarina Johnson-Thompson wirft mit 45,49 m ebenfalls Saisonbestleistung.
Ausgangslage
Speer und 800 m sind nicht die stärksten Disziplinen von Kälin. Um den Sprung aufs Podest noch zu schaffen, brauchts in beiden Disziplinen einen Exploit. Im Speer beträgt ihre Bestweite 49,11 m. In dieser Saison hat sie ihn auf 45,93 geworfen.
Speerwurf steht an
Die zweitletzte Disziplin steht um 11.23 Uhr auf dem Programm. Dann gehts ans Speerwerfen. Zunächst ist die Gruppe A an der Reihe ohne Kälin. Sie wird dann in der zweiten Tranche zu Werke schreiten.