Traumtor und entscheidender Penalty
Neymar schiesst Brasilien zu Gold

Das Drehbuch hätte nicht dramatischer sein können. Brasilien gewinnt nach all der Kritik, nach all dem Spott zum Turnierstart Olympia-Gold vor heimischem Publikum. Ausgerechnet Neymar tritt zum letzten Penalty an und trifft und revanchiert sich endlich für die bittere 1:7-Pleite von 2014 gegen Deutschland.
Publiziert: 20.08.2016 um 21:58 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:41 Uhr
Konrad Staehelin aus Rio de Janeiro

Fussball ist ein Mannschaftssport. Und trotzdem gibts die Titel, die fast nur einem Spieler gehören: Gold im Fussball von Olympia gehört vor allem Neymar!

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 Eine Hammer-Freistoss-Hütte zum 1:0 (27.) und der entscheidende Penalty: Der Barça-Star schiesst im Finale von Rio Deutschland ab und ist endlich in den Herzen der Brasilianer angekommen. Brasilien hat wieder einen König!

Wenig lang ists her, da verhöhnten die Fans Neymar und die Seleção noch. Nicht mal die Fussball-Entwicklungsländer Südafrika und Irak schlägt sie in den ersten beiden Olympia-Matches. Brasiliens Futebol ist am Boden, Neymar der Sündenbock. Eine Medaille? Weit weg! Kritisiert wird vor allem die Ernennung Neymars zum Captain.

Zwölf Tage später jubelt der Sprenzel in die Kameras: «Nun müsst ihr mich schlucken, wohl oder übel. Das ist etwas vom Schönsten, was mir im Leben passiert ist. Ich bin sehr glücklich!»

«Er ist jetzt schon eine Legende. Er hat die Mannschaft hervorragend angeführt, mit Charakter und Spielstärke», sagt Gold-Coach Micale nach der Siegerehrung.

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Neymar sinkt nach dem entscheidenden Elfmeter in die Knie.

Rache für das 1:7-Gemetzel von 2014

Im Final ist der 24-Jährige der Anführer. Praktisch jeder Angriff des Heimteams läuft über ihn. Zwar gleicht Deutschland nach Neymars Traum-Freistoss in der 59. aus. Max Meyer, Embolos neuer Kollege auf Schalke, bucht.

Trotzdem müsste der Match nach 90 Minuten entschieden sein. Brasilien vergeigt Top-Chancen für fünf Spiele. Mit mehr Effizienz hätten sie den Deutschen das 7:1-Gemetzel vom Juli 2014 heimgezahlt, so viel besser sind sie. Doch die Gäste retten sich in die Verlängerung, dort mit letzter Luft ins Penaltyschiessen.

Dort treffen alle, bis Nils Petersen kommt. Der Freiburg-Stürmer, Ex-Kollege von Roman Bürki, scheitert im fünften Versuch an Goalie Weverton. «Heute bin ich der Doofe», sagt er später. «Ich bin schwer traurig. Ich wollte Verantwortung übernehmen, das ist nicht aufgegangen.» Neymar haut gleich darauf den entscheidenden Ball cool unter die Latte und verwandelt ganz Brasilien in ein Tollhaus.

Besser als Ronaldo und Ronaldinho

Ein bisschen rehabilitiert hatte Neymar schon der Finaleinzug. Aber eine Pleite hier hätte ihn bloss in eine Reihe mit den zuvor an Olympia Gescheiterten gestellt: Ronaldo (der dicke, nicht das Unterwäsche-Model) wurde 1996 nur Dritter, Ronaldinho 2008 ebenfalls.

Dank Neymar gewinnt Brasilien zum ersten Mal Olympia-Gold. Zumindest in der Disziplin, die hier als einzige wirklich zählt: Fussball. Es ist der einzige Titel, der der Seleção noch fehlte. Grund genug, einen neuen König zu krönen.

Der nach seiner Krönung verkündet, dass er entschieden habe, in Zukunft die Captainbinde Brasiliens nicht mehr tragen zu wollen. Ein König braucht nicht immer eine Krone.

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