Wie lange wird Jolanda Neff nach ihrem Horror-Sturz in den USA ausfallen? Bislang war die Rede von drei Monaten. «Wegen des Arterienverschlusses darf ich meinen Blutdruck nicht nach oben treiben. Ich muss extrem aufpassen», so Neff. Heisst für das Mountainbike-Ass: keine grosse Anstrengung, kein hartes Training, kein richtiges Schwitzen. Ihre Olympia-Vorbereitung für Tokio ist massiv gestört.

Patrik Noack, der Schweizer Olympia-Arzt, beruhigt: «Drei Monate sind eine vorsichtige Schätzung. In den USA haben die Ärzte oft Angst, dass man ihnen sonst eine Horde von Anwälten hinterherjagen könnte.» Heisst: Neff sollte durchaus in guter Form zum Cross-Country-Rennen am 28. Juli in Angriff nehmen können.

«Gibt spezielle Impfungen»

Noack betont, erst nächste Woche eine genaue Prognose für Neffs Comeback machen zu können. «Sie reist am Wochenende zurück in die Schweiz, dann werde ich sie untersuchen.» Auch ob Neffs Milz tatsächlich ganz abgestorben ist, wie sie selbst berichtet, bleibt abzuwarten. So oder so sagt Noack: «Auch andere Spitzensportler haben schon ohne funktionierende Milz den Weg zurück an die Spitze geschafft.» Einzig das Immunsystem würde in solch einem Fall bei bestimmten Erregern Probleme bereiten. «Aber dagegen gibt es spezielle Impfungen.»

Das Medizinische ist das eine. Der Kopf das andere. Neff ist bewusst, dass sie Glück im Unglück hatte. Ohne Handy und schnelle Rettung hätte sie sterben können. «Ich habe darum im ersten Moment nicht an die Athletin, sondern an den Menschen Jolanda Neff gedacht. Erst danach ging es um Tokio», so Noack.

Das ist Geschichte. Heute kann Neff wieder lachen. Und mit zwei Wochen Verspätung ein Stück Geburtstagskuchen geniessen. Sie sagt: «Ich bin so glücklich, dass ich das 27. Kapitel meines Lebens schreiben darf!»