Mit 51,6 Prozent Nein-Stimmen verwarfen die Wahlberechtigten der deutschen Hansestadt am Wochenende die Vorlage. Von «einem Armutszeugnis für den deutschen Sport» sprachen Befürworter danach.
Dabei gibt es nachvollziehbare Gründe für das Nein zu den Sommerspielen 2024. «Ob systematisches Doping im russischen Sport, ob eine erpresserische Verbandsspitze in der Welt-Leichtathletik, ob korrupte Fussball-Funktionäre in Handschellen oder dubiose Millionenzahlungen im Zusammenhang mit dem Sommermärchen 2006: So wie Vielfalt und Faszination des Sports sich bei Olympischen Spielen auf siebzehn Wettkampftage verdichten, konzentrieren sich Abscheu und Misstrauen gegenüber dem Sport auf die Organisation im Zeichen der Ringe, den Milliarden-Konzern IOC», konstatiert etwa die «FAZ».
Auch die «Zeit» sieht «die Herren Blatter, Platini, Beckenbauer, Niersbach, Diack und Coe als unfreiwillige Testimonials» für die Olympia-Gegner.
Sorgen muss sich das Internationale Olympische Komitee auf der Suche nach einem Austragungsort indes noch keine machen: Die Spiele von 2016 (Rio de Janeiro, Brasilien), 2018 (Pyeongchang, Südkorea), 2020 (Tokio, Japan) und 2022 (Peking, China) sind bereits vergeben. Für die Sommerspiele 2024 sind mit Los Angeles, Paris, Rom und Budapest auch nach dem Hamburger Nein weiterhin ernstzunehmende Kandidaten im Rennen. Zumal hier Volksentscheide bis zur Vergabe 2017 nicht vorgesehen sind.
Und auch in der Schweiz könnte Olympia wieder zum Thema werden – mit den Winterspielen 2026 zum Beispiel. «Die Schweiz könnte dem IOC beweisen, wie man die Agenda 2020 umsetzen kann», sagte Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild im Oktober dem BLICK. «Wir haben darüber gesprochen, unter welchen Bedingungen eine neue Schweizer Kandidatur überhaupt möglich ist», sagt Schild. Noch ist nichts spruchreif. Eine Arbeitsgruppe ist indes bereits eingesetzt. (eg)