Keine Wikinger-Hütte in Südkorea
Warum feiern die Norweger ihre Medaillen-Jäger nicht?

Die Norweger haben in Pyeongchang die meisten Gelegenheiten, um zu jubeln. Dumm für sie, dass sie keinen Ort zum Feiern haben.
Publiziert: 23.02.2018 um 18:57 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:37 Uhr
1/8
Die Norweger dominieren diese Spiele.
Foto: KEY
Mathias Germann, Pyeongchang

Es gibt das House of Switzerland, das Deutsche Haus, das Canada Olympic House, den Club France, das Austria Haus, die Sweden Arena, die Casa Italia, das Team USA House oder die Slovenska Hisa. Aber: Ein Nationenhaus Norwegens sucht man vergeblich! 

Kein gemeinsamer Ort für Sportler und Fans, um die bislang total 37 (!) Medaillen zu feiern. Wie kann das sein? Schliesslich ist Norwegen ein Wintersportland erster Güte und führt den Medaillenspiegel an. «Das müssen sie einige Personen in Oslo fragen», sagt Helge Bartnes.

Welche, führt er nicht aus. Der Wintersport-Direktor Norwegens ist grad nicht so gut drauf. Kein Wunder: Soeben hat Henrik Kristoffersen die sicher geglaubte Slalom-Goldmedaille in den Sand gesetzt. «In Sotschi hatten wir noch ein Nationenhaus. Doch es hiess, das koste zu viel. Also haben wir jetzt in Pyeongchang halt keines.»

Länger will Bartnes nicht auf das Thema eingehen. Viel lieber spricht er über die Gründe, warum Norwegen die Winterspiele dominiert. «Kein Verletzungspech, kaum Krankheiten, ein toller Teamspirit.» Das kann ja aber nicht alles sein, oder? «Nein. Es spielen viele Faktoren mit ein. Etwas ist aber sicher: Wir haben eine tolle Zusammenarbeit zwischen den Verbänden.» Das zeigt sich eindrücklich darin, dass Norwegen bereits in acht Sportarten Edelmetall abräumen konnte. Zum Vergleich: Die Schweiz bringt es auf vier Sportarten mit Medaillen. 

Für Bartnes steht aber etwas anderes über allem: Der hohe Stellenwert des Wintersports in Norwegen. «Es gehört zu unserer Kultur, draussen Sport zu treiben. Wir haben unglaublich viele Kinder, die sich im Schnee oder auf Eis bewegen. Diese haben zudem tolle Vorbilder wie Aksel Svindal im Ski alpin oder Marit Björgen im Langlauf. Das motiviert extrem.» Etwas fügt er schmunzelnd noch an: «Wir haben längere Winter wie die meisten anderen Nationen.»

Längst darf Bartnes von den erfolgreichsten Winterspielen in der Geschichte der Wikinger reden. Der bisheriger Rekord? 26 Medaillen. «Wir wollten 30 holen. Alles was noch kommt, ist toll.»

Denkt er da etwa auch an Edelmetall beim Langlauf über 50 Kilometer der Männer? «Klar, das wäre schön. Aber Dario Cologna wird hart zu knacken sein. Ich glaube, ihr dürft euch auf eine Medaille freuen», so Bartnes. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?