BLICK: Wie war Ihr Heimflug nach Deutschland im Gepäckfach?
Mathias Mester: Naja, ich hab natürlich im Vorfeld gefragt, ob ich das mal ausprobieren darf. Ich dachte mir einfach: Den Scherz bringst du jetzt. Lustig war, dass das Gepäckfach mit bis 54 kg beschriftet war, was genau meinem Gewicht entspricht. Das alles war aber nicht während des Flugs, sondern nach der Landung. Sonst hätten sie es mir nicht erlaubt. Mir ist einfach wichtig, dass man über sich selbst lachen kann. Ich bin grundsätzlich ein sehr aufgestellter Mensch.
Dann müssen Sie also noch immer Tickets lösen und dürfen nicht als Handgepäck fliegen?
(Lacht) Ja, leider schon. Für den Flug muss ich auf den Sitz.
Wer half Ihnen hoch?
Eigentlich niemand. Ich bin tatsächlich selbst raufgeklettert. Erst beim Rauskommen haben sie mir geholfen. Es war sehr bequem und eigentlich absolut perfekt für mich. Ich hatte ja auch ein Kissen dabei.
Leider hatten Sie ja keine Medaille bei sich im Fach oben. Wie sehr ärgert Sie das?
Das war schon eine Enttäuschung für mich. Ich hatte mit dieser Medaille geliebäugelt. Aber von der Wettkampf-Folge her war es grundsätzlich gut. Es fehlte aber halt dieser Ausreisser nach oben.
Sie sagten, es sei wichtig, über sich zu lachen. Machen Sie sich öfter einen Spass daraus, wo Sie reinpassen?
Es ist wichtig, weil ich so den Leuten helfen kann, mit meiner Behinderung umzugehen. Durch solche Witze nehme ich ihnen die Berührungsängste. Deshalb nutze ich jede Gelegenheit, solchen Quatsch zu machen.
Was war denn das Verrückteste?
Das geschieht immer sehr spontan und ist schwer zu sagen. Aber die Flugzeug-Nummer ist sicher weit vorne dabei (lacht). Ich habe mir ja schon beim Hinflug nach Rio den Spass erlaubt, meine Beine auf das Klapp-Tischchen zu legen.
Gibt es Situationen, wo sie den Frohmut wegen Ihrer Kleinwüchsigkeit auch verlieren?
Die schwerste Zeit diesbezüglich war schon im Kindesalter. Irgendwann fällt dir einfach auf: Du bist anders. Und natürlich gab es dann auch Sprüche. Aber man lernt damit umzugehen. Ja, man wächst daran. Heute will ich nicht mehr tauschen. Ich habe viel erreicht, so wie ich bin. Ich gehe offen damit um und helfe so anderen Leuten, die Herausforderung zu meistern. Ich habe zum Beispiel als Kind Fussball gespielt, in einem ganz normalen Team. Irgendwann haben sie gemerkt, dass ich ein normaler Kerl bin und haben mich wie jeden anderen auch umgegrätscht. Das ist genau das Richtige, ein ganz normaler Umgang. Da verdanke ich auch viel meinen Eltern, die mich ebenfalls nie verhätschelt haben.
Sie sind ja bereits mehrfacher Weltmeister, haben Silber von den Paralympics in Peking daheim. Nehmen Sie noch einmal einen Anlauf für Gold?
Auf jeden Fall! Ich lasse das nicht so stehen. Jetzt gebe ich nochmals vier Jahre Vollgas, um mir diesen Gold-Traum zu verwirklichen.
Sind Sie denn Profi?
Nein, auch wenn ich zwei Mal am Tag trainiere. Ich habe eine Sportförderstelle im öffentlichen Dienst. Das ist eine 50-Prozent-Anstellung, die mir viel Flexibilität erlaubt.
Und nach Ihrer Sportkarriere setzen Sie dann voll auf Ihr Showtalent als Komiker?
Ich fände das ehrlich gesagt schon sehr reizvoll. Ich hatte schon Anfragen für Big Brother und solche Sachen. Und ich überlege mir das schon, warum nicht? Für das, was in vier Jahren kommt, bin ich völlig offen.