In der Schweiz kennen wir das. Da gibt es einen, der gilt in seiner Sportart als der Grösste aller Zeiten. Nur die besten Tage scheint er so langsam hinter sich zu haben, die Jungen sägen bereits an seinem Stuhl. Doch so einfach lässt sich der alte König eben doch nicht vom Thron stossen.
Mindestens so wie Roger Federer (36) die Tennis-Tour weiterhin beherrscht, so hat Shaun White (31) das Snowboarden fest im Griff. 15 Goldmedaillen hat er bei den X-Games bereits gewonnen. 2006 und 2010 errang er Olympia-Gold. Erst 2014 wurde White gestoppt – als Iouri Podladtchikov in Sotschi siegte. Auch, weil White sich im Slopestyle-Training vor den Spielen verletzte, wie seine Verteidiger anführen werden.
Die fliegende Tomate
Mit einem Herzfehler geboren, müssen White zwei Operationen das Leben retten. Der rothaarige Junge aus dem Süden Kaliforniens beginnt früh mit Snowboarden, mit sieben hat er seinen ersten Sponsoringvertrag, mit 13 wird er Profi, sie nennen ihn «Flying Tomato», die fliegende Tomate, und er räumt alles ab, was es abzuräumen gibt.
Doch nun schienen ihm andere den Rang abzulaufen. Der unglaublich starke Japaner Ayumu Hirano (19) zum Beispiel, der bei den X-Games Gold holt. White dagegen stürzt im Herbst im Training schwer, knallt mit dem Genick auf die Halfpipe-Kante. Das Blut spritzt ihm aus dem Gesicht. Er muss mit 62 Stichen genäht werden.
Aber der alte König lässt sich nicht so leicht absetzen. Bei der US-Quali für Olympia ist White wieder da. Und wie! 100 von 100 möglichen Punkten bekommt er für seinen Run. «Ich weine fast», sagt er danach. Und warnt: «Ich denke nicht, dass wir meinen besten Lauf schon gesehen haben.»
White haut einen raus
Eine weitere Machtdemonstration liefert White in der Quali von Pyeongchang. Als die Olympia-Favoriten im zweiten Durchgang einen Gang höher schalten und sich selber überbieten, stellt der Kalifornier klar, wer der Chef im Ring ist.
Auf den Lauf des Australiers Scotty James reagiert er, ohne mit der Wimper zu zucken. Höher, weiter, dazu bestechend sicher – White haut einen raus, tastet sich schon wieder an die 100 heran! 98,50 Punkte geben die Punktrichter.
Klar, Luft nach oben haben sich die Siegesanwärter alle gelassen. Besonders mit Hirano wird zu rechnen sein. Mit Jan Scherrer (auf Platz 6) und Pat Burgener (auf Platz 9) gelingt auch zwei Schweizern der Sprung in den Final, der kommende Nacht um 2.30 Uhr beginnt. Wer sich dann wohl Gold sichert? Haben Sie den alten Mann auf der Rechnung. Er ist noch lange nicht fertig.
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.