Golferin Albane Valenzuela ist unser Rio-Küken
«Ein Selfie mit Federer steht natürlich auf meiner Liste»

Die Golferin Albane Valenzuela (18) qualifizierte sich überraschend im letzten Moment für die Olympischen Spiele. In Rio als ihr Caddie mit dabei: Ihr Vater Alberto.
Publiziert: 24.07.2016 um 21:38 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:15 Uhr
1/6
«Ich kann mit den Besten der Welt mithalten», sagt Albane Valenzuela im Gespräch mit SonntagsBlick.
Foto: Jean-Guy Python
Christian Müller

Noch Anfang Jahr war es fast undenkbar, dass Amateurgolferin Albane Valenzuela am 1. August nach Rio fliegen wird. «Vielleicht kann ich 2020 in Tokio am Start sein», sagte die Genferin damals, als sie nach ihrem olympischen Traum gefragt wurde.

Doch dann kam innert drei Monaten plötzlich alles ganz anders: Im Mai wird Valen-zuela am ersten Major des Jahres, dem ANA Inspiration im kalifornischen Rancho Mirage, beste Amateurin, beendet zwei Turniere in Marokko und Tschechien in den Top 5.

Mit Platz 67 am US Open, ihrem zweiten Major des Jahres, löst sie dann als Nummer 50 ihr Ticket für das 60er Feld in Rio. Drei Tage später wird sie von Swiss Olympic nominiert.

Dabei sein ist nicht alles

Obwohl sie in Brasilien die jüngste Golferin und die jüngste Schweizer Athletin überhaupt sein wird, will die 18-Jährige nicht einfach nur mitspielen.

«Ich kann mit den Besten der Welt mithalten. Und im Golf entscheidet die Tagesform über Sieg oder Niederlage», ist sie überzeugt. Liebäugelt da jemand mit einer Medaille? «Natürlich! Aber das macht jede, die in Rio am Start ist», sagt Valenzuela.

Ihre Olympia-Vorfreude ist spürbar: «Das ist pure Magie. Ich werde dort vielleicht Legenden wie Usain Bolt oder Michael Phelps treffen, die in ihrem Sport mehr erreicht haben, als jeder zuvor. Und ein Selfie mit Roger Federer steht natürlich auf meiner Liste», sagt sie lachend.

Dass Valenzuela im Golf für Furore sorgt, kann eigentlich nicht erstaunen. Dass sie dies für die Schweiz tut, dagegen schon. Als Tochter eines mexikanischen Amateurgolfers und einer Französin kam sie in New York zur Welt, hielt im Alter von drei Jahren erstmals einen Golfschläger in der Hand. Später verlegte Vater Alberto für eine Bank seinen Arbeitsplatz und die Familie Valenzuela ihren Wohnsitz nach Genf. Mit 14 Jahren liess sich Albane einbürgern.

In den Fussstapfen von Tiger Woods

Für Valenzuela war indessen immer klar, dass sie für die Schweiz spielen würde. Sie sagt selbstbewusst: «Es gibt Leute, die sagen, ich sei keine richtige Schweizerin. Aber ich habe mich dazu entschieden, für die Schweiz zu spielen. Und ich mache dies von ganzem Herzen. Ich bin stolz, die Schweiz repräsentieren zu dürfen.»

Die Olympia-Vorbereitung ist für Valenzuela eine turbulente Zeit, in der sie neben der Unterstützung von Swiss Olympic und ihres Team Genève vor allem auf den Rückhalt ihrer Familie zählen kann. So auch während den drei Wochen in Brasilien. Vater Alberto wohnt als ihr Caddie gar mit ihr im olympischen Dorf.

Nach dem Olympia-Stress wird Valenzuela im Herbst an der kalifornischen Elite-Uni Stanford ihr Studium beginnen. Das Hauptfach ist noch offen. «Vielleicht Kommunikation oder Internationale Beziehungen. Auf jeden Fall etwas, wo ich mein Sprachtalent einsetzen kann», sagt Valenzuela, die fliessend Französisch, Spanisch und Englisch spricht.

Stanford ist im College-Golf die Top-Adresse schlechthin und war schon immer Valenzuelas Traum-Uni. Bevor er die Golf-Welt im Sturm eroberte, hatte einst auch Tiger Woods hier die Schulbank gedrückt.

Ziel Profi-Golferin?

Das Leben als Sportstudentin hat allerdings auch seine Nachteile. Damit Valenzuela in den Genuss eines Stipendiums kommt, musste sie nämlich jeweils auf das Preisgeld verzichten, um ihren Status als Amateurin aufrecht zu erhalten. So wollen es die Regeln in den USA.

Bereuen tut sie diesen Entscheid nicht. «Für Frauen gibt es so wenig Geld zu verdienen auf der europäischen Profi-Tour, dass es kaum zum Leben reicht. Das letzte Jahr hat mir deshalb gezeigt, wie wichtig eine gute Ausbildung ist.»

Vier Jahre soll das Studium dauern, danach winkt das Profi-Lager. Ganz festlegen will sie sich aber nicht. «Man weiss nie, was das Leben bringt. Vielleicht kommt plötzlich alles ganz anders.»

Es wäre nicht das erste Mal in der noch jungen Karriere von Albane Valenzuela.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?