Ralph Pfäffli ist ein patenter Zeitgenosse. Damit sich seine Athleten perfekt auf die Gold-Expedition in Südkorea vorbereiten konnten, hat sich der Cheftrainer der Schweizer Skicrosser im Sommer in Saas-Fee selber in einen Bagger gesetzt, um die Schlüsselstellen des Olympia-Parcours nachzubauen.
Den besonders aggressiven und sehr schnellen Schnee konnte Pfäffli aber nicht von Pyeongchang ins Wallis importieren. Deshalb fühlt sich der Bündner Alex Fiva trotz der optimalen Vorbereitung im ersten Olympia-Training zeitweise wie im falschen Film. «Der Kurs ist wirklich extrem schnell, und die Sprünge gehen entsprechend weit. Teilweise zu weit.»
Die Bernerin Sanna Lüdi, neben Fanny Smith die stärkste Schweizer Skicrosserin, kann Fivas Bedenken am besten nachvollziehen: «Ich habe im ersten Trainingslauf inoffiziellen Schanzenrekord aufgestellt, weil ich den letzten Sprung zu wenig gedrückt habe. Ich bin praktisch bis ins Ziel gesegelt – echt krass.»Fiva betet deshalb zum lieben Gott, damit im Hinblick aufs Rennen am Mittwoch das Wetter mitspielt. «Wenn bei diesen Sprüngen nun auch noch der Wind dazukommen sollte, könnte es hier richtig gefährlich werden. Speziell der letzte Streckenabschnitt ist extrem windexponiert.»
Der Kurs stand während Olympia schon heftig in der Kritik. Der Boardercrosser Markus Schairer (Ö) hat sich bei einem heftigen Abflug einen Halswirbel gebrochen, befindet sich nun auf dem Weg der Besserung.
«Ich habe ein Problem damit, mit jedem Sprung mein Genick zu riskieren», polterte danach sein Kollege Konstantin Schad (De). Die Sprünge gingen zu weit und zu hoch. Für Fiva ist aber nicht nur der Kurs ein Problem. Auch einige seiner Skicross-Gegner treiben es ihm zu bunt.
«Mir sind ein paar junge Kanadier und Österreicher aufgefallen, die ich wegen ihrer extrem aggressiven Fahrweise nicht als Gegner haben möchte. Diese Burschen kennen im Kampf Mann gegen Mann wirklich keine Grenzen.»
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Als Ex-Footballspieler der Calanda Broncos gehört Fiva zu den robustesten Skicrossern. Wenn selbst so ein taffer Kerl sich fürchtet, kann man sich auf einiges gefasst machen.
Warum der Monster-Kurs so gefährlich ist
Es ist ein echtes Ungetüm, das die Organisatoren für die Boarder- und Skicrosser gebaut haben. Der Kurs hat es in sich. Höher, schneller, weiter ist das Motto. Es geht los mit einem Sturz in die Tiefe aus dem Startblock. Zwei Meter freier Fall, ehe es auf der anderen Seite wieder hochgeht. Das ist zwar noch nicht gefährlich, braucht aber viel Überwindung.
Was folgt, ist rund ein Kilometer pure Action. 14 Sprünge gilt es zu bewältigen. Durch fünf Steilwandkurven duellieren sich die vier Skicrosser auf dem Kurs. An den engsten Stellen ist die Strecke nur sechs Meter breit.
Was die Sache so gefährlich macht: Der Schnee ist sehr aggressiv und der Kurs heftiger als das, was die Fahrer aus dem Weltcup gewohnt sind. Vor allem die Sprünge haben es in sich, gehen höher und weiter. Die meisten Athleten betreten Neuland.
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
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