Man sollte meinen, dass es bei den Olympischen Spielen darum geht, dass die Athleten und Athletinnen stets ihr Bestes geben. Etwas andere Vorstellungen hat René Fasel (68), wie er in einem Interview mit der «Tribune de Genève» offenbart.
Für den Freiburger Ex-Zahnarzt und -Schiedsrichter, der seit 1994 Präsident des internationalen Eishockey-Verbands IIHF und seit 1995 IOC-Mitglied ist, war der Auftritt des vereinten koreanischen Eishockey-Frauen-Teams das Olympia-Highlight. Doch den sportpolitischen Dinasaurier störte beim historischen Startspiel der Auftritt der Schweizerinnen.
«Ich war enttäuscht vom Benehmen der Schweizerinnen», sagt Fasel. «Sie hätten den Fuss vom Gas nehmen können, bevor sie das 7:0 bejubeln und dann noch ein achtes Tor schiessen.» Sogar Bundespräsident Alain Berset habe sich auf der Ehrentribüne gefragt, ob es nötig sei, so viele Tore zu schiessen. «Und als ich die Offiziellen hinter mir gebeten habe, sie zu bremsen, haben sie mir geantwortet, dass das der Sport sei. Die Schweizerinnen haben ein wenig den Respekt gegenüber Korea vermissen lassen. Das war lächerlich!»
Auch Schwedinnen gewannen zwei Tage später 8:0
Neben Fasel und Berset sassen auch IOC-Boss Thomas Bach, die Präsidenten Süd- und Nordkoreas wowie Kim Yo Un, die Schwester von Nordkoreas Diktator Kim Jong Un.
Was Fasel – einer der Baumeister dieses sporthistorischen, vereinten koreanischen Teams – offenbar vergisst: Die Tordifferenz hätte über den Einzug in den Viertelfinal entscheiden können.
8:0 gewannen die Schweizerinnen, wie übrigens später auch die Männer gegen die Südkoreaner (ohne Nordkoreaner). Zwei Tage später siegten auch die Schwedinnen ohne Gnade gegen Korea – ebenfalls 8:0.
«Wir waren uns der Bedeutung sehr wohl bewusst»
In den Klassierungsspielen begnügten die Schweizerinnen sich dann im zweiten Duell gegen die Koreanerinnen nach dem frustrierenden Aus gegen Russland mit einem 2:0…
Und was sagt man beim Schweizer Verband zu Fasels Attacke? «Für unsere Frauen war es ein bewegendes Erlebnis und wir waren und sehr wohl der Bedeutung dieses Spiels bewusst», sagt Nati-Direktor Raeto Raffainer. «Als Sportlerinnen haben sie gegenüber diesem Unified-Korea-Team Respekt gezeigt, indem sie aufgetreten sind, wie gegenüber allen anderen Teams im Turnier.»
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
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