Den Vorwurf, mit sportlichen Gross-Veranstaltungen unerfahren zu sein, kann man Rio und den Brasilianern nicht machen. 2011 gabs in Rio bereits World Military Games, 2014 im ganzen Land die Fussball-WM. Man kann bloss feststellen, dass Brasiliens Wirtschaft von den vielen Highlights überfordert ist.
In einem Punkt ist Rio jetzt schon olympisch: Die Hälfte der Hotel-Zahlungen für die erwarteten rund 20'000 Medienleute (Print und TV) war per 31. Juli 2015 fällig. Zwar ist ein Teil der reservierten Journalisten-Hotels noch nicht einmal fertiggestellt, aber die Preise für die Unterkunft haben sich gegenüber dem Alltag beinahe verdreifacht.
Sportler befürchten, im Dreckwasser krank zu werden
Was den Sport betrifft, laufen in der Olympiastadt momentan zahlreiche Test-Events. Und sobald es aufs Wasser geht, werden die grössten Missstände sichtbar. Die Wasserqualität in der Bucht von Guanabara, wo 55 Flüsse und Bäche und meist ungeklärte Abwasser in den Südatlantik fliessen, ist besorgniserregend.
Aufgeblähte Tierkadaver sind keine Seltenheit. Die Regierung sagt zwar, die Situation hätte sich gebessert und bis zu den Spielen habe man alles im Griff. Aber die Segler, die momentan im Revier üben, haben bei den Sportlern schon einmal Untersuchungen auf mögliche Erkrankungen angekündigt. Vor allem Triathleten und Freiwasser-Schwimmer sind in Sorge. Sogar Boote nähmen am Schutt, der auf dem Wasser herumtreibt, Schaden.
Gegenüber 2013, als vor der Fussball-WM Tausende auf die Strasse gingen und vehement protestierten, soll sich die politische Situation im Land Olympias hingegen beruhigt haben, heisst es. Vielleicht haben die Leute auch einfach resigniert.
IOC-Boss wettet, dass er noch Bauarbeiter begrüssen kann
Dafür gibts rund um den Bau der Stadien und Wettkampfplätze einen riesigen Korruptions-Skandal. Gleich sieben Bau-Grossunternehmen um den Mineral-Öl-Giganten Petrobras sind darin verwickelt. Vor zwei Tagen wurde der ehemalige Kabinettchef der Regierung von Luiz Inacio Lula da Silva, José Dirceu, in diesem Zusammenhang festgenommen.
Die Konsequenz: An allen Fronten gibts Verzögerungen. Trotzdem ist Rios Bürgermeister Eduardo Paes zuversichtlich, dass bis zum Beginn der Spiele alles fertiggestellt sein wird.
Mit IOC-Präsident Thomas Bach hat er eine Wette laufen. «Ich glaube, bei der Eröffnungsfeier werden meine Mitstreiter und ich noch die Chance haben, vor Ort einigen Bauarbeitern persönlich die Hand zu geben», macht der Deutsche Ober-Olympier auf Galgenhumor. Paes kontert gelassen: «Ich werde alles geben, damit er keine Arbeiter mehr antrifft.»