Nevin Galmarini (31) fällt rückwärts in den Schnee. Er pumpt, die Arme ausgebreitet. Eben ist er vor dem Koreaner Sang-ho Lee über die Ziellinie gebrettert. Der Engadiner ist am Ziel seiner Träume. Olympiagold!
Vier Jahre nach Überraschungs-Silber in Sotschi gelingt dem Schweizer der ganz grosse Coup. Als Weltcup-Leader reist er nach Südkorea. Dort angekommen, lässt er keine Missverständnisse aufkommen. «Ich will Gold», sagt Galmarini vor dem Rennen. Und er holt Gold.
Das ist selbstbewusst. Und damit ganz nach dem Gusto von Philipp Schoch (38). Der zweifache Olympiasieger kennt Galmarini bestens. Bis 2014 fuhren die beiden gemeinsam im Nationalteam. «Ich habe ihm heute Morgen in die Augen geschaut», sagt Schoch zu SonntagsBlick. «Da war es für mich klar. Ich habe den Schweizer Trainern gesagt: Er holt heute Gold!»
Schoch, Olympiasieger von 2002 und 2006, ist mit Bruder Simon (39, Olympiasilber 2006) als Betreuer der Japanerin Tomoka Takeuchi in Südkorea. «Als sie ausgeschieden ist, bin ich nicht mit ihr runtergegangen», erzählt Philipp Schoch. «Ich musste bleiben, habe mir Nevins letzte Läufe angeschaut.»
Galmarini geht All In
Was er sieht, beeindruckt ihn. Von der Qualifikation am frühen Morgen an dominiert Galmarini. «Das war schon fast unheimlich», sagt dieser. «Ich hatte sogar noch Reserven. Da war mir klar, dass es weit nach vorne reichen könnte.» Es reicht. Und wie: Lauf für Lauf fährt er vorneweg. Im Ziel jubelt er gar nicht, sondern schnallt sein Brett ab, schreitet aus dem Zielraum, auf zum nächsten Lauf. Zielstrebig, konzentriert, unaufhaltsam. «Ich habe versucht, da nicht zu viel Energie zu verschleudern. Aber innerlich sah es natürlich schon anders aus.»
Für Christian Rufer ist der Fall klar. «Das war sein Meisterstück», sagt der Nationaltrainer. «Man kennt das, Olympia und Favoritensterben. Aber Nevin ist cool geblieben.» Galmarinis Strategie: «Ich habe mir gesagt: Ich fahre nicht wie ein Hosenscheisser. Ich gehe All In. Wenn es nicht aufgeht, gehe ich stolz hier raus.»
Etwas, was der Engadiner immer schon in sich hatte. «Er war als junger Fahrer ein Draufgänger», erinnert sich Doppel-Olympiasieger Schoch. «Ich habe ihn damals schon als möglichen Nachfolger gesehen. Er hat immer riskiert, das hat mir gefallen.» Und Galmarini habe zwar wie die Schoch-Brüder «einen sturen Grind. Aber er wollte lernen. Er hat uns alles mögliche gefragt, er hat alles aufgesaugt.»
Das ist schlau: Von den Erfolgreichen lernen, heisst, Siegen lernen. «Ich habe von Philipp unglaublich profitiert», sagt Galmarini. «Ich konnte von ihm lernen, aber mich auch hinter ihm verstecken. In Sotschi waren die Schoch-Brüder noch die Teamleader, da konnte ich in ihrem Schatten meine Leistung bringen.» Aus diesem ist er nun endgültig getreten.
Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.
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