«Das war wahrlich kein Genuss»
Silber-Held Zenhäusern geht durch die Bob-Hölle!

Für BLICK probierte Ramon Zenhäusern mit Bob eine andere olympische Sparte. Danach weiss er: «Das war kein Genuss!»
Publiziert: 23.02.2018 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:05 Uhr
Slalom-Hüne Zenhäusern steigt in Viererbob
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«Das war wahrlich kein Genuss»:Slalom-Hüne Zenhäusern steigt in Viererbob
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Pyeongchang

Es ist ein richtiger Slalom-Krimi. Ramon Zenhäusern (25) muss in der Leader-Box nervliche Qualen aushalten, bis er seine Medaille auf sicher hat. «Ganz schlimm war es, als mit dem Franzosen Muffat-Jeandet der Halbzeit-Dritte zum zweiten Lauf startete. Da spielten meine Nerven derart verrückt, dass ich nicht mehr hinschauen konnte», offenbart der Walliser.

Abenteuer im Vierer-Bob

Eine Zitterpartie hat der Doppelmeter aus Visp bereits zwei Wochen vor seinem Olympia-Abenteuer durchgemacht. Was ist passiert? Zenhäusern hat sich auf der Olympia-Bahn in Innsbruck-Igls mit seinem Teamkollegen Ralph Weber und Swiss-Ski-Konditionstrainer und Ex-Bobpilot Jürgen Loacker (mehrfacher österreichischer Meister) in den Viererbob des Österreichers Kurt Einberger (Olympia-Teilnehmer 1994) gesetzt.

Vor dem Start hat Zenhäusern den Mund ziemlich voll genommen: «Wenn ich Bob im TV sehe, wirkt diese Sportart eher langweilig auf mich.» Doch wenig später erlebt ­Ramon die Hölle im Eiskanal. Die ersten zehn Sekunden verlaufen zwar noch einigermassen gemächlich, aber dann nimmt ­Pilot Einberger so richtig Fahrt auf. Mit über 100 Sachen schiesst er durch den berüchtigten Kreisel. Und in der dritten Kurve des Labyrinths beginnt Zenhäusern zu schreien, weil der Schlitten teilweise in der Luft ist. Doch der 52-jährige Einberger kann mit seiner Erfahrung einen Sturz verhindern.

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«Wenn ich Bob im TV sehe, wirkt diese Sportart eher langweilig auf mich», nimmt Zenhäusern den Mund vor dem Start voll.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Und nach 55,46 Sekunden erreicht dieser aussergewöhnliche Vierer das Ziel. Zenhäusern bilanziert mit bebender Stimme: «Nein, das war wahrlich kein Genuss. Es hat brutal gerumpelt, geschlagen und gezupft. Ich habe das Ziel wirklich herbeigesehnt.» Abfahrer Weber schmunzelt: «Ramon, ich konnte deine Sehnsucht nach dem Ziel sehr gut ­hören. Du hast wirklich in jeder Kurve gestöhnt.» Aber sogar Kondi-Trainer Loacker, der bei den Olympischen Spielen 2006 und 2010 am Steuer des Ösi-Bobs gesessen hat, ist nach der Zieldurchfahrt erleichtert: «Jetzt weiss ich wieder, was ich früher für eine krasse Sportart ausgeübt habe. Das war zeit­weise echt am Limit.»

Gibts noch eine Medaille?

In der Nacht auf Samstag wird auch Ramon noch einmal ans Limit gehen – nicht im Bob, sondern im ersten Team-Wettbewerb der Olympia-Geschichte. Dass er im Parallel-Slalom besonders stark fahren kann, hat er beim letzten Weltcuprennen vor Olympia bewiesen, als er sich mit einem ­Final-Sieg gegen sein Jugend-Idol André Myhrer den ersten Weltcupsieg realisierte.

Am Donnerstag war der 1,89-m-Schwede im Kampf um Gold 3 Zehntel schneller als Zenhäusern. Es spricht viel dafür, dass dieses Giganten-Duell in die nächste Runde geht!

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Ja, wer hätte das gedacht? Zenhäusern jubelt über Slalom-Silber.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Olympia-Ticker

Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.

Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.

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