Der Traum von Olympia. Der Traum von einem Generationenprojekt, das im Tourismus- und Sportland Schweiz für Dynamik sorgt. Der Traum, dass der Wintersport wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt und Olympische Spiele wieder im Herzen der Alpen stattfinden. Und nicht in Retortenstationen, die für Milliardenbeträge aus dem Boden gestampft werden. Der Traum auch, dass das Olympische Komitee (IOC) endlich sein Versprechen einlöst. Und weg kommt vom Gigantismus.
Dieser Traum lebt auch in der Schweiz seit vielen Jahrzehnten. Und platzt auch seit vielen Jahrzehnten. Zuletzt bei der Volksabstimmung in Graubünden. Am schmerzlichsten, als man die Spiele 2006 schon im Wallis wähnte. 67 Prozent der Walliser und 77 Prozent der Restschweiz waren damals für die Spiele. Am Ende erhielt die Fiat-Stadt Turin den Zuschlag.
Jetzt sagt der Bundesrat «Ja» zu einer neuen Kandidatur Sion und spricht acht Millionen für die Kandidatur. Bei einem Zuschlag wird die Staatshilfe knapp eine Milliarde betragen. Es ist kein Walliser Vorstoss, sondern ein nationales Projekt. Ein vernünftiges Projekt dazu. Man nutzt zu grossen Teilen vorhandene Infrastrukturen. Auf Kosten einer gewissen Dezentralisierung.
Traum oder weiterer Alptraum?
Aber ob man die Bevölkerung für Olympische Spiele begeistern kann, ist offener denn je. Das IOC verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit. Die Vergabe von Spielen in totalitäre Staaten schreckt ab. Die Angst vor Bauruinen und einem finanziellen Fass ohne Boden ist gross. Und die ökologischen Bedenkenträger machen schon wieder mobil.
Sion 2026 ist aber wohl die letzte Chance auf Olympische Spiele in unserem Land. Für ein Projekt für den Schweizer Sport, für eine Vision für die Jugend. Aber eben: Volksabstimmungen in Skandinavien, in Bayern und zuletzt in der Wintersporthochburg Tirol gingen bachab.
Ob das Projekt Sion 2026 eine Akzeptanz und Mehrheit in der Bevölkerung findet, wird sich weisen. Traum oder weiterer Albtraum, das ist die Frage.
Keine Rolle dabei darf spielen, dass Christian Constantin mit seinem Ausraster die Kandidatur belastet. Er hat sich aus dem OK zurückgezogen und man verzichtet auch auf seine in Aussicht gestellte Spende von 500'000 Franken. Wie uneigennützig das Engagement von Baulöwe Constantin war, ist ohnehin eine offene Frage.