Dieser Abgang tut so richtig weh. Philipp Schoch steht mit wässrigen Augen im Zielraum und versucht zu fassen, was passiert ist. Wieder ist es der Rücken. So verpasste der jüngere Schoch-Bruder schon die Spiele in Vancouver. Jetzt vermasselt ihm sein Rückgrat den Abschied.
Am Morgen beim Einfahren vor dem Snowboard-Parallelslalom ist alles noch okay. Philipp Schoch fühlt sich gut. Der Start zur Quali rückt näher. Der 34-Jährige steht oben, wärmt sich auf. «Dann hat es mir plötzlich eine reingehauen.» Schochs Schmerzen sind gross. Der zweifache Olympiasieger überlegt gar kurz, nicht mehr zu starten. Dann beisst er aber auf die Zähne, fährt los – und ist chancenlos.
Dem Tösstaler fehlt die Kraft, er stürzt im Steilhang. Aus und vorbei. Die 14-jährige Karriere ist zu Ende. Das schmerzt. «Es ist das Schlimmste für einen Sportler, so abdanken zu müssen. Nicht einmal zeigen zu können, was man kann», sagt Philipp.
Bitter endet nur Stunden später auch die Karriere (17 Jahre) von Bruder Simon. Hier sind die Vorzeichen anders. Der 35-Jährige fährt eine tolle Quali, weckt Ambitionen. Dann der grosse Ärger. Eine Kommunikationspanne bedeutet das Aus. «Mir wurde gesagt, ich soll fahren wie in der Quali. Ich wusste nicht, dass die Strecke im unteren Teil schon so weich und voller Gräben ist», erklärt Simon Schoch.
So wird der Weltmeister von 2007 von den Verhältnissen überrascht, fährt viel zu direkt rein und ist schon im Achtelfinal chancenlos. «Das habe ich mir definitiv anders vorgestellt. Es ist im Moment frustrierend.»
Ab Montag wartet das normale Leben auf die beiden im Baugeschäft ihres Vaters. Auch das machen sie gemeinsam. Wie fast die gesamte Karriere. Zusammen schafften sie 261 Weltcup-Rennen, 55 Podestplätze, davon 23 Siege. 6 WM-Medaillen. 3 Olympiamedaillen. Und ein Bild, das für immer einen festen Platz in der Schweizer Olympia-Geschichte haben wird: Philipp und Simon in Turin zusammen auf dem Podest.