Der TV-Nachtvogel verteilt seinen ersten Medaillensatz an Thurnheer/Schweizer (Turnen), Heidrich/Zumkehr (Beachvolleyball) – und an das ORF-Reporter-Duo Gabriela Jahn sowie Boris Karsten-Jirka.
Bereits sind in Rio 161 von 306 Entscheidungen gefallen. 47 Nationen haben mindestens eine Goldmedaille, 68 Länder tauchen im Medaillenspiegel auf. Also ein Drittel aller teilnehmenden Nationen!
Hoffen auf das Segeln…
Neben Indien, Chile oder Bulgarien fehlt auch noch Österreich. Um 00.08 Uhr sagt ORF-Moderator Rainer Pariasek: «Vielleicht gibt es ja im Segeln diese erste, so ersehnte Medaille für uns. Aber jeden Abend gibt es immerhin eine Party im Austria-Haus!» Der DJ dort soll so gut sein, dass er von einem berühmten Nachtlokal in Rio ein Angebot bekam.
Danke, liebe Nachbarn!
Ja, diese leidenden Nachbarn bleiben ein Dauerthema. Doch am Mikrofon spielt der Neid keine Rolle. Nein, die fiebern noch mit uns mit! Beim Kunstturnen sagte Gabriela Jahn: «Ich bin so glücklich für Giulia Steingruber. Sie hat diese Bronzemedaille mehr als verdient. Sie ist eine so sympathische Turnerin, die oft auch in Österreich zu Wettkämpfen erscheint!»
Und noch einen drauf haute beim Beachvolleyball-Krimi von Heidrich/Zumkehr gegen die Lokalheldinnen Larissa/Talita der emotionalste ORF-Reporter, Boris Karsten-Jirka: «Das ist das beste Spiel des Turniers. Unglaublich, einfach nur sensationell, wie die Schweiz da mithält.» Kurz darauf: «Kommen die Schweizerinnen doch noch einmal zurück? Es wäre so schön, es ist schon jetzt ein Spiel für die Geschichte.» Das wir trotz Matchbällen mit 23:21, 25:27 und 13:15 verlieren.
Der ORF-Mann: «Jetzt fliegt dann bald das Stadion weg. Ein Tollhaus, das man sich gar nicht vorstellen kann. Heidrich und Zumkehr tun mir einfach so leid!» Für diese Fairness gibts also die erste Medaille für Österreich. Der Nachtvogel kann sich nicht daran erinnern, dass jemals Schweizer Reporter so für Österreich mitgefiebert haben…
Ruefer: «Ich bin traurig»
Und natürlich gehört eine Medaille des TV-Nachtvogels auch Joana Heidrich und Nadine Zumkehr. Bravo für die TV-Unterhaltung, die um 23.13 Uhr zu Ende ging. Sascha Ruefer, mit den Nerven völlig fertig: «Brasilien gewinnt dieses Viertelfinale. Eine bittere Niederlage. Dass jetzt die Tränen kommen, ist verständlich. Ich bin traurig – und zurück ins Studio!»
Dort sagte Moderatorin Steffi Buchli: «Ich auch …» Aber hallo, dann hätte sie wenigstens für einmal das oft so nervende und deplatzierte Dauerlachen verstecken können. Trauer sieht anders aus, oder?
Ganz klar die Nummer 1 bei den Reporter-Teams bleiben Beni Thurnheer und Roman Schweizer. «Jetzt werden wir noch frech und vorlaut. Um die richtigen Worte zu finden, muss man im Duden nachschlagen», sagt Beni, als plötzlich noch Silber für Steingruber winkt. Und bei den Goldsprüngen von US-Wunderturnerin Simone Biles sagt Schweizer, der jeden kleinsten Fehler am Boden oder am Reck sofort entdeckt: «Sie springt ja fast aus dem Fernsehbild raus!»
Wahnsinn schlägt Drama…
Da hören wir bei der ARD und im ZDF kaum so unterhaltsame und kompetente Mikrofon-Einsätze. Bei der Entscheidung am Stufenbarren, wo die beiden deutschen Damen Scheder und Saintz Dritte und Vierte wurden, sagt der ARD-Reporter mindestens zehnmal «Wahnsinn». Er gewinnt damit das Duell gegen Ruefer mit dem Wort «Drama».
Es war eine Nacht, die für viele eigentlich erst um 03.25 Uhr mit dem 100-Meter-Finale begann. Ein Rennen, das natürlich mit Ankündigung, der Jamaikaner Usain Bolt in 9,81 Sekunden gewinnt. Eine Woche vor seinem 30. Geburtstag – und 0,08 Sekunden vor US-Sprinter Justlin Gatlin. Dieser wird ausgebuht. Als zweifacher Dopingsünder kannst du in keinem Stadion der Welt mehr Applaus verlangen.
Schmid: «Bolt scheint sauber!»
SRF2-Reporter Patrick Schmid, mit Mario Gehrer kein überragendes, aber doch angenehmes Duo, sagt zur ganzen Dopingstory, die Rio täglich einholt: «Usain Bolt scheint mir sauber zu sein. Und die Leichtathletik-Welt hofft, dass er niemals überführt wird!»
Es ist ja schon schlimm, dass bei Superleistungen immer wieder Verdachtsmomente auftauchen. Noch sind sie nicht beim Südafrikaner Wayde van Niekerk (24) angekommen, der 25 Minuten vor der Bolt-Show für den bisherigen Knaller am Zuckerhut sorgt.
Er dominiert die 400 Meter in 43,03 Sekunden und unterbietet den 17 Jahre alten Rekord von Michael Johnson (USA) um 0,15 Sekunden. Unheimlich. Ja, van Niekerk macht alle Reporter zuerst sprachlos, siegt er doch mit 0,73 Sekunden vor Kirani James …
Kurz nach diesem Schocker holen um 03.12 Uhr drei Damen die Dreisprung-Medaillen, deren Nationen in der Leichtathletik eher selten auftauchen: Kolumbien schlägt Venzuela und Kasachstan!
Interviews ohne Respekt
Was gar nicht geht, demonstrieren uns die oft selbstherrlichen deutschen Sender täglich. Sie holen die Athleten und Athletinnen gleich nach deren Einsätzen in die TV-Zone. Wie um 03.38 Uhr die deutsche 1500-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfen (19) nach dem ersten Halbfinal. Das arme Mädchen ist nach ihrem 10. Platz noch so ausgepumpt, das sie Moderator Claus Lufen mehr anlächelt, als etwas sagen zu können…
Märchen ohne Happy End
Da haben wir ja fast den Tennis-Krimi um Gold vergessen. Er begann um 22.03 Uhr und endete um 02.06 Uhr mit 7:5, 4:6, 6:2, 7:5 für Andy Murray, der damit seinen Titel von 2012 in London verteidigen konnte. Schade, dass der Argentinier Juan Martin del Potro einen fünften Satz mehrmals vergeigte. Aber vergessen wir nicht, Publikumsliebling del Potro ist nach vier Handgelenksoperationen auf Weltrang 141 abgestürzt. Trotzdem hat er in Rio in der ersten Runde gleich Djokovic nach Hause geschickt.
Körperverletzung …
Bei der ARD wurde del Potro wie folgt angekündigt. «Er schlägt fast immer mit über 200 km/h auf. Dafür braucht es normal einen Waffenschein. Das ist ja nahe an der versuchten Körperverletzung!»
Die hat uns die ARD verbal auch angetan, indem sie wieder mit neuen Enthüllungen im Dopingsumpf herumschwamm. So soll jetzt am letzten Tag der Olympischen Spiele entschieden werden, ob die bereits ausgeschlossenen Russen tatsächlich den Paralympics im September fernbleiben müssen. Russlands Regierung protestierte, jetzt entscheidet wieder einmal ein Gericht.
Und die Paralympics haben noch ein Problem. Ein Gerichtshof in Rio untersagt den Organisatoren die Zahlung mit öffentlichen Geldern. Und bereits haben Nationen mit der Absage gedroht, wenn ihnen die Reisekosten nach Brasilien nicht bezahlt werden. Wie es das Reglement vorsieht.
Das Heiratsfieber von Rio
PS. Schliessen wir die Nacht doch noch mit einer positiven Nachricht ab. Bei der Podestzeremonie nach dem 3-Meter-Springen kniet ein chinesischer Trainer vor seiner Athletin mit einem Ring nieder. Als diese nach zehn Sekunden plötzlich weint, mussten wir annehmen, sie hat ja gesagt.
Wie vor fünf Tagen eine brasilianische Rugby-Spielerin. Nach dem Match gegen Japan stürmte ihre Freundin mit einem roten Luftballon aufs Feld und machte ihr ebenfalls einen Heiratsantrag. Der innige Kuss berührte im Netz nicht nur Brasilien.