Heute blickt die Sportwelt nach Lausanne. Die 14-köpfige IOC-Exekutive entscheidet, ob russische Sportler bei Olympia 2018 in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) teilnehmen dürfen. Die Frage stellt sich, nachdem ARD-Journalist Hajo Seppelt dunkle Machenschaften rund um Olympia 2014 in Sotschi ans Licht gebracht hat. BLICK hat den Russen-Schreck getroffen.
Der 54-Jährige ist beängstigend ruhig für einen, vor dem die Führer des Weltsports, das Internationale Olympische Komitee und vor allem Russland seit drei Jahren wegen Doping-Enthüllungen zittern. Seit Dezember 2014, als er mit der TV-Dokumentation «Geheimsache Doping – wie Russland seine Sieger macht» über Staatsdoping in Putins Reich berichtete.
Seppelt hat sich damit weltweit Feinde geschaffen. Zeitweise lebt er gefährlich, braucht Personenschutz. Aber darüber spricht Hajo Seppelt nicht. Auch nicht darüber, dass ihm das Bundeskriminalamt rät, nicht mehr nach Russland zu gehen. Weil Seppelts Whistleblower aus Angst um ihr Leben Russland verlassen mussten und russische Funktionäre, die nicht «spurten», auf dubiose Weise aus dem Leben schieden.
Doch Seppelt bleibt ruhig. Etwa selbst mit Hilfe von Doping? «Nein, ich brauche kein Doping», antwortet Seppelt leise. «Wenn ich vom Stress herunterfahren will, mache ich das mit Lesen, mit gutem Essen. Oder ich gehe wandern, dabei kommen mir immer gute Ideen.» Er habe auch nie zu Doping gegriffen während seiner Zeit als Wettkampfschwimmer. «Für Doping war ich gar nicht gut genug. Ich bin ja nur in Berlin auf Klubebene geschwommen.»
Zwielichtige Seilschaften
Woher kommt denn seine Neugier, als Journalist Skandale aufzudecken? Will er mit Negativberichten den Sport beschmutzen? «Nein», sagt Seppelt. Aber Sport sei in unserer Gesellschaft ein Kulturgut. Und da sehe er es als journalistische Pflicht, nicht nur von Wettkämpfen zu berichten und mit Siegern zu jubeln, sondern den Leuten auch zu
zeigen, was hinter dem gigantischen Millionengeschäft steckt. «Ich bin Sportjournalist – aber nicht Sportler, sondern eben Journalist.»
Es sei 2007 die Affäre rund um das deutsche Radprofi-Team Telekom gewesen, die sein Interesse für Hintergründe geweckt habe. Da seien ihm die zwielichtigen Seilschaften zwischen Sport, Sponsoren und den TV-Sendern bewusst geworden.
Als die ARD sich 2008 für die Schaffung einer eigenen Dopingredaktion entschied, habe man ihm deren Leitung übertragen. «Mittlerweile können wir da völlig unabhängig arbeiten. Ich sehe das als Traumjob», sagt Seppelt.
Empfindet Seppelt es als persönlichen Triumph, dass er das russische Staatsdoping hat auffliegen lassen? «Überhaupt nicht! Ich habe doch nur meinen Job gemacht.