Novak Djokovic verliess weinend das Tollhaus von Rio, sein Coach Boris Becker blickte entgeistert. Die olympische Titelmission des topgesetzten Serben endete beim 6:7 (4:7), 6:7 (2:7) gegen den gross aufspielenden Juan Martin del Potro (Argentinien) völlig überraschend bereits in Runde eins des Olympischen Tennisturniers.
Der ausgelaugt wirkende Favorit fand kein Mittel gegen den mutig und mit brachialer Kraft agierenden del Potro, der noch am Vormittag 40 Minuten in einem Lift im Olympischen Dorf festgesteckt hatte. Erst Spieler der argentinischen Handball-Nationalmannschaft konnten den 1,98-m-Hünen befreien.
Die 10'000 lautstarken Zuschauer auf dem Hauptcourt sorgten für Samba-Stimmung – und zauberten sowohl Djokovic als auch del Potro immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Der Favorit hatte als Hommage an Olympia-Gastgeber Brasilien extra ein grün-gelbes Schweissband in den Landesfarben übergestreift.
Gegen die Wucht von «Delpo» stand Djokovic aber oft auf verlorenem Posten. Während dem Argentinier allein im ersten Satz zwanzig Winner gelangen, konnte sein Gegner nur zehn direkte Gewinnschläge verbuchen. Der Serbe hatte 2008 in Peking die Bronze-Medaille im Einzel gewonnen, der Argentinier 2012 in London.
Der frühere Weltranglistenvierte del Potro hatte erst Ende Juni in Wimbledon sein Grand-Slam-Comeback nach zweieinhalbjähriger Pause wegen einer Handgelenksverletzung gefeiert. Im ATP-Ranking steht «Delpo» derzeit nur auf Platz 145.