Bester Spruch von SRF-Buchli
«Ich komme mir manchmal vor wie eine Bildstörung!»

TV-Nachtvogel Roger Benoit über die 12. Olympia-Nacht, die erst um 05.43 Uhr mit der zwölften Goldmedaille für Deutschland zu Ende war.
Publiziert: 18.08.2016 um 08:28 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:25 Uhr
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Dreifacher Sieg der USA über 100 Meter Hürden.
Foto: AP
Roger Benoit

Haben Sie gut geschlafen und sind dann früh aufgestanden? Dann sind Sie vielleicht noch in den Copacabana-Genuss des Beachvolleyball-Finals Brasilien – Deutschland gekommen. Ludwig/Walkenhorst sorgten mit 21:18, 21:4 für die klare Sensation. Erstes Frauen-Gold für Europa im Sandbaggern.

Deutschland jagt 44 Medaillen

Es war übrigens total die 29. Medaille für die Deutschen. Aber die Chefs der ehrgeizigen Delegation haben 44 gefordert. Ob das noch reicht? Auch bei Frankreich (31 Mal Edelmetall) und Italien (23 Medaillen) wird bis Sonntag mehr erwartet. Nur Mitmachen ist noch wichtiger…

In Österreich herrscht nach der ersten Medaille (Bronze) die angekündigte Flaute. Wie auf dem Wasser, wo im Segeln beide Medal Races mit zwei aussichtslosen Austria-Booten (so im ORF-Studio zu hören) verschoben werden mussten. Und da war noch die Golferin Christine Wolf auf Platz 26 und Zehnkämpfer Dominik Distelberger schlief mit dem 20. Zwischenrang ein.

Und wir dürfen im Olympia-Endspurt noch auf einige Kracher hoffen. Denn manchmal ist eben auch Siegen wichtiger…

Wir doch eher seltenen TV-Nachtvögel müssen eigentlich schon viel ertragen. Aber selber schuld, wenn man schon im Vorprogramm zu den langen Nächten reinhört. Da mussten unsere Läuferinnen Mujinga Kambundji und Lea Sprunger ins Glutofen-Studio von SRF2 kommen, um sich von Jann Billeter die ewig gleichen Fragen über die Enttäuschung, den Formstand usw. anzuhören.

Um dann, schweissgebadet, abzuziehen, ohne dass wir etwas Neues erfahren hätten. Billeter zum Abschied: «Jetzt könnt ihr mal sagen, dass es hier wirklich unerträglich heiss ist!» Beim ZDF gibt es immerhin für jeden Studio-Gast diesen farbigen Vogel namens Ma-Rio.

Es ist heiss am Zuckerhut

Auch als SRF2-Frau Steffi Buchli das Mikrofon für die Nacht übernahm, wurde es an diesem Hitzetag nicht besser. Plötzlich sagt die rothaarige Moderatorin: «Ich komme mir manchmal vor wie eine Bildstörung!» Weil sie uns daheim mit ihrer Anwesenheit etwas von der schönen Fenster-Aussicht auf den Strand von Ipanema  klauen soll…

Beim Golf, wo jetzt nach 112 Jahren Oympia-Pause auch die Damen eingestiegen sind, muss es noch heisser gewesen sein. Denn das Duo Stefan Figi und Experte Marcus Knight, nicht gerade zwei Wort-Akrobaten, sitzt wohl in einer unklimatisierten Kabine: …Es ist eine Schande, dass ich noch nie in Thailand war, weil es dort so schöne Golfplätze gibt.» Nach dem ersten Tag führt eine Thai-Frau…

Und am Ende sagt Figi: «Bitte erlöst uns. Nicht, dass wir den Golfsport nicht mögen. Aber über fünfeinhalb Stunden für eine Runde sind zuviel. Wir sind jetzt schon neun Stunden hier!»

Unser «Opa» Li kann es noch

Wir tauchen endgültig in die Nacht ein. Mit einem tollen Beitrag bei SRF2 über unseren Olympiasieger Donghua Li von Atlanta 1996. Er betritt das Turnstadion von Rio als alter Mann mit weissem Haar verkleidet – und turnt so am Pferdpauschen seine Übung vor 20 Jahren! Dann zieht er sich auf dem Turngerät sein Gold-Dress an und zeigt uns nochmals die Kür.

Buchli und der falsche Gast…

Sensationell. Und Steffi Buchli sagt: «Er ist 48 und fit wie ein» Richtig, aber falsch war dann die Begrüssung eines tollen Gastes. «Herzlich willkommen, Urs Zimmermann! Entschuldigung, Urs Schellenbaum, der Name steht ja auf ihrer Akkreditierung!»

Das Gespräch ist erfrischend. Denn Schellenbaum ist bei der Zürcher Kantonalpolizei und einer der 50 000 freiwilligen Helfern in Rio. Er erzählt locker über die Probleme, das Essen, das Leben. Aber jetzt hat er genug, will mit seiner Frau (seit 20 Jahren mit einer Brasilianerin verheiratet) den Strand geniessen…

Es sind solche Beiträge, die uns Olympia näher bringen. Und da liegt SRF2 sehr gut im Rennen mit der Konkurrenz.

Um 01.30 Uhr steht Amerika  mit seiner «NBA-Airline» im Halbfinal. Argentinien, der Olympiasieger von 2004, ist chancenlos. SRF2-Reporter Manuel Köng: «Jetzt gehts gegen Spanien. Das wird ein Knaller!» Aber nur, wenn sich die Multi-Millionäre selbst ein Schlafmittel verabreichen. Die Herren der Lüfte wohnen übrigens im Wasser. Auf einem gemieteten Schiff…

«Sonntagsspaziergänger Bolt»

Es ist Lady Night angesagt. Dreimal gehts um Gold im halbvollen (oder eben halbleeren) Stadion. Doch die Show gehört um 03.10 Uhr dem König von Rio, Usain Bolt. Er läuft im zweiten 200-Meter-Halbfinal locker durch, auch wenn ein Kanadier neben ihm noch nahe aufkommt.

ZDF-Mann Peter Leissl: «19,78 im Schongang und lächelnd. Ja, er schaute am Ende sogar noch rüber. Wie bei einer kleinen Unterhaltung mit dem Nachbar auf einem netten Sonntagsspaziergang.»

Um 01.55 Uhr scheidet die Walliserin Clélia Rard-Reuse (28)  im 100-Meter-Hürden- Halbfinal mit 12,96 aus. SRF2-Reporter Patrick Schmid: «Sie hat sich gut verkauft.» Am nächsten Donnerstag beim Meeting in Lausanne will die Frau, die ja zurücktritt, nochmals alles geben.

Nix mehr mit Russland

Um 02.52 Uhr fast ein historischer Moment. Mit Darja Klischina scheidet die einzige zugelassene russische Atletin in der Leichtathletik aus. Nach nur drei Sprüngen. Mit 6,63 Metern.

Sie hat später beim SRF2- Interview-Mann Lukas Studer, der sich eigentlich mehr als Tröster versuchen muss, Tränen in den Augen. «Ich war schon bereit, aber die letzten Tage neben dem Stadion waren dann eben doch zuviel.» Wer ein Gericht um die Starterlaubnis bemüht, hat immer schlechte Karten.

Die Nacht der US-Girls

Der Weitsprung wird dann von zwei US-Damen beherrscht. Tianna Bartoletta siegt vor Brittney Reese. Oder 7,17 Meter gegen 7,15 Meter… Gleich drei US-Girls holen sich dann um 03.57 Uhr den ganzen Medaillensatz über 100 Meter Hürden.

Doch über die 200 Meter gibt es nur US-Bronze. Das Duell des Abends liefern sich die Jamaikanerin Elaine Thompson, die Favoritin Dafne Schippers aus Holland schlägt.

Und dann eben das grosse Warten auf die vier Damen an der Copacabana. SRF2-Reporter Sascha Ruefer weckt mit seinem Lieblingsausdruck jeden auf: «Moooooonsterblock!»

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