Freitagmorgen gegen 5.30 Uhr Ortszeit in Whistler Kanada. Beat Hefti steigt in seinem Hotelzimmer aus dem Bett und geht auf die Toilette. «Dabei habe ich auf meinem Handy eine Nachricht entdeckt: Auch Alexander Subkow ist vom IOC wegen Verstrickung in die Dopingmanipulationen rund um die Spiele von 2014 in Sotschi gesperrt.»
Was für ein freudiges Erwachen für Beat Hefti, könnte man denken. Schliesslich erben er und sein damaliger Anschieber Alex Baumann nach diesem IOC-Entscheid Olympia-Gold im Zweier-Bob.
1376 Tage nach der entscheidenden vierten Fahrt im Bobkanal von Sotschi am 17. Februar 2014. Und rund 9600 Kilometer vom «Tatort» entfernt. Doch anstatt gleich auf die Pauke zu hauen und den verspäteten Olympiasieg sofort zu feiern, geht Hefti nach dem WC-Besuch nochmals zurück ins Bett. Schliesslich ist für ihn dieser Freitag in Whistler ein Renntag. «Nachmittags um drei Uhr Ortszeit steht das Zweier-Weltcuprennen an. Vielleicht kann ich ja danach am Abend mit Alex Baumann, der mittlerweile im Team von Rico Peter fährt, unseren Olympia-Sieg von Sotschi mit einem Bier feiern», sagt Hefti.
Von überschäumender Freude ist wenig zu spüren. «Dass ich jetzt tatsächlich Olympiasieger bin, wird später sicher einmal in meinem Palmares stehen. Insofern ist das eine Genugtuung und ein kleiner Lohn für meine harte Arbeit während der vielen Jahre.» Aber richtig stolz darauf sein? Nein, das könne er wohl nie. «All die Emotionen während einer Siegerehrung bei Olympia, wo man die Goldmedaillen umgehängt bekommt und die Nationalhymne hört – das fehlt mir alles. Und wenn man Bilder von Olympia 2014 anschaut, dann werden Alex und ich auch in 20 Jahren noch auf dem Treppchen der Zweitplatzierten neben Subkow stehen.»
Ein bisschen will Beat Hefti diese Emotionen für sich aber doch noch nachholen. Wenn er von der Nordamerika-Tournee zurück ist und in einem Monat daheim mit seiner Frau und den drei Töchtern Weihnachten feiert. «Dann ist das für uns auch so etwas wie die private Goldmedaillen-Feier.»
Kann Beat dabei am Heilig Abend unter dem Christbaum dann auch die Couverts öffnen, in welchen die entgangenen Goldmedaillen-Prämien von Swiss Olympic oder von seinen Sponsoren stecken? «Ans entgangene Geld denke ich gar nicht», sagt er. «Sonst hätte ich doch höchstens noch schlaflose Nächte. Ich werde mit meiner nachträglich geerbten Olympia-Goldmedaille auch nicht zu meinen Sponsoren gehen und bei ihnen die damals entgangene Sieg-Prämie einfordern. Ich bin ihnen nämlich auch so sehr dankbar. Denn meine Sponsoren haben mich nach Sotschi auch in den sportlich schwierigen letzten zwei Jahren nie fallen gelassen und sind immer treu hinter mir gestanden.»
Eine würdige Olympia-Gold-Feier für Beat Hefti und Alex Baumann könnten die Sponsoren dereinst aber dennoch steigen lassen.