Frust statt Jubel, Tränen statt Freudenstrahlen, Diplom statt Edelmetall. Giulia Steingruber verpatzt ihre Boden-Übung im Final der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro und verpasst eine Medaille deutlich. Schon bei der ersten Diagonalen stürzt sie, der Medaillen-Traum ist damit bereits geplatzt. Es folgt ein weiterer Sturz.
Zehn Tage nach der Qualifikation ist der Tank bei der Ostschweizerin leer. Mental und körperlich ausgelaugt, hat sie keine Chance auf eine Medaille. In der «Königsdisziplin», wie sie selber sagt. In jener, in der sie im Sommer noch mit einer Weltklasse-Übung bei der Heim-EM in Bern die Konkurrenz beeindruckt hatte.
Am Ende wird ihre Übung mit 11,800 Punkten bewertet. Sie belegt im Final der acht besten Boden-Turnerinnen der Welt den letzten Platz. Eine riesige Enttäuschung. Gold geht einmal mehr an die US-Amerikanerin Simone Biles (15,966 Punkte) vor ihrer Landsfrau Alexandra Raisman (15,500 Punkte), Bronze gewinnt die Britin Amy Tinkler (14,933 Punkte).
Steingrubers Olympia-Poker ist damit nicht ganz aufgegangen. Aus Rücksicht auf den Boden-Final und aus Angst vor einer Verletzung hatte sie im Sprung auf ein zusätzliches Element verzichtet. Sie wurde durch Patzer der Konkurrenz belohnt und sicherte sich mit zwei sauberen, aber einfacheren Sprüngen Bronze.
Dennoch hat Steingruber in Rio de Janeiro für einen Erfolg von historischem Ausmass gesorgt. Es ist die erste Medaille einer Schweizer Kunstturnerin bei Olympischen Spielen. Nun darf sie sich feiern lassen. Ab 20.00 Uhr Ortszeit präsentiert sie sich mit einer Bronze-Medaille um den Hals im House of Switzerland.