Die belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja (25) wird mehr als drei Monate nach ihrer Flucht von den Olympischen Spielen in Tokio nach Polen immer noch bedroht. «Ich habe Angst. Und immer wieder erhalte ich Drohungen, auch auf Instagram. 'Wir brechen dir Arme und Beine', schreiben sie etwa», sagte die 35-Jährige im Interview mit dem Magazin «stern».
Während der Olympischen Spiele in Tokio war Timanowskaja nach eigenen Angaben von ihrem Trainer und dem stellvertretenden Leiter des nationalen Trainingszentrums unter Druck gesetzt worden. Sie sollte gegen ihren Willen noch vor ihrem 200-m-Rennen in die Heimat fliegen, nachdem sie ihre Trainer für eine sportliche Entscheidung öffentlich kritisiert hatte.
Grossmutter hat sie gewarnt
Aus Angst vor Konsequenzen im autoritären Belarus wandte sie sich an die Polizei und fand schliesslich Hilfe bei der polnischen Botschaft. Der Entschluss habe ihr Leben «völlig durcheinandergewirbelt», sagt Timanowskaja: «Aber ich würde heute wieder genauso handeln.»
Vor einer Rückkehr in ihr Heimatland hatte Timanowskajas Grossmutter sie gewarnt. «Sobald ich in Belarus landen würde, sollte ich in eine psychiatrische Klinik gebracht werden. Alles war vorbereitet», sagte die Leichtathletin.
Zeitgleich gelang ihrem Mann Arsenij Sdanewitsch, ebenfalls ein Sportler, die Flucht aus dem vom Lukaschenko-Regime geführten Belarus. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen lebt das Ehepaar nun im Exil in der polnischen Hauptstadt Warschau. Dort bereitet sich Timanowskaja auf ihr sportliches Comeback vor und hofft, bald bei internationalen Wettbewerben für Polen antreten zu können. (AFP/nab)