Blick: Man kann sagen, dass Sie der Bernhard Russi des OL-Sports sind, haben Sie diesen Vergleich schon einmal gehört?
Simone Niggli-Luder: Das muss wegen der Experten-Kommentatoren-Rolle sein (lacht). Es hat mir noch niemand so direkt gesagt. Aber ich habe schon viele positive Reaktionen bekommen, was mich natürlich freut.
Genau, und zusätzlich sind Sie als Bahnlegerin tätig, Russi war parallel zu seiner TV-Rolle auch Streckenbauer.
Ach so, ja, das stimmt. Für mich ist es das erste Mal, dass ich an einer WM Bahnlegerin bin. Es war ein langer Prozess. Wir sind ein vierköpfiges Team und schon vor zwei Jahren ein erstes Mal zusammengesessen.
Was passierte genau in diesen zwei Jahren, waren Sie oft in Flims im Wald?
Ja sicher. Und viel am Schreibtisch. Man hat die Karten und versucht, zu optimieren. Dann muss man aber wieder im Gelände schauen gehen. Es war ein Hin und Her und sehr spannend.
Die Bernerin aus Burgdorf gilt als die beste Orientierungsläuferin aller Zeiten. Bis zum Ende ihrer Karriere im Jahr 2013 gewann sie 23-mal WM-Gold, 10 EM-Titel und wurde 9-mal Gesamtweltcupsiegerin.
In den Jahren 2003, 2005 und 2007 wurde sie als Schweizer Sportlerin des Jahres geehrt. Sieben Jahre nach ihrem Rücktritt erhielt sie zudem die Auszeichnung als drittbeste Schweizer Sportlerin der letzten 70 Jahre.
Simone Niggli-Luder ist seit dem Jahr 2003 mit Matthias Niggli (50) verheiratet, der ebenfalls Orientierungsläufer war. Sie ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Münsingen BE.
Die Bernerin aus Burgdorf gilt als die beste Orientierungsläuferin aller Zeiten. Bis zum Ende ihrer Karriere im Jahr 2013 gewann sie 23-mal WM-Gold, 10 EM-Titel und wurde 9-mal Gesamtweltcupsiegerin.
In den Jahren 2003, 2005 und 2007 wurde sie als Schweizer Sportlerin des Jahres geehrt. Sieben Jahre nach ihrem Rücktritt erhielt sie zudem die Auszeichnung als drittbeste Schweizer Sportlerin der letzten 70 Jahre.
Simone Niggli-Luder ist seit dem Jahr 2003 mit Matthias Niggli (50) verheiratet, der ebenfalls Orientierungsläufer war. Sie ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Münsingen BE.
Für die Athleten war der Wald eine verbotene Zone, um sich keinen Vorteil verschaffen zu können. Durften die Athleten dort zwei Jahre lang nicht in den Wald?
Sogar noch länger. Seit die WM vergeben wurde. Das war schon fast vor vier Jahren. Das Sperrgebiet legt man zuerst grossräumig fest. Und jetzt vor der WM wurden nach und nach gewisse Teile freigegeben, zum Beispiel für die Selektionsläufe.
Wie stellen Sie sicher, dass die Athleten das Gebiet nicht betreten?
Es ist vor allem eine Ehrensache. Aber wir waren natürlich oft auch im Wald unterwegs. Nicht, um Polizist zu spielen, aber für die Bahnplanung und den Kartenaufnehmer. Wenn wir jemanden gesehen hätten, hätte das eine Disqualifikation zur Folge gehabt.
Sie sind immer noch sehr fit. Stimmt es, dass Sie diesen Frühling die 17-fache schwedische Weltmeisterin Tove Alexandersson (30) geschlagen haben?
Ja, es gab einen nationalen Lauf in der Region Solothurn, wo sie auch gestartet ist. Aber das darf man nicht überbewerten, sie hat es als Trainingswettkampf absolviert und einen Fehler gemacht. Aber stimmt, mein Niveau ist noch gut. Ich muss ein bisschen auf meine Füsse schauen, laufen kann ich nicht mehr so viel, aber die Abläufe sind noch da.
Aber Sie haben ja nicht nur Alexandersson hinter sich gelassen, sondern auch andere grossen Namen, oder?
Ich war, glaube ich, Dritte oder so, ja. Aber wie gesagt, man darf es nicht überbewerten.
Das ist trotzdem eindrücklich, Sie machen also weiterhin viel für Ihre Fitness?
Ich mache es einfach gerne. Ich trainiere jeden Tag etwas. Weil ich nicht mehr so viel laufen kann, fahre ich viel Rad, trainiere im Wasser oder mache sonst etwas für die Fitness. Aber viel weniger wegen dem Leistungsgedanken, sondern um mich gut zu fühlen.
Wäre es rein theoretisch sogar möglich gewesen, an der WM mitzuhalten?
Nein, nein, nein. Das glaube ich nicht. Der Lauf in Solothurn war einfach ein Ausrufezeichen, nicht mehr. Wenn ich Spitzensport betreibe, will ich es sowieso nur zu hundert Prozent tun. Darum laufe ich auch nicht mehr in Elitekategorien. Beim angesprochenen Lauf musste ich ausnahmsweise mitmachen, weil wir für eine Staffel einen Selektionslauf hatten. Ansonsten laufe ich in der Senioren-Kategorie (lacht).
Zur Expertinnen-Rolle im TV: Welche Erfahrung haben Sie am Mikrofon bisher gesammelt?
Nach meinem Rücktritt 2013 stieg ich bald einmal ein. Jetzt sind es wohl schon sechs, sieben Jahre Erfahrung. In den Anfängen kommentierte ich auch noch ein Jahr für das schwedische Fernsehen.
Es ist eine ganz andere Disziplin als der Spitzensport. Wie haben Sie sich zurechtgefunden?
Ich musste lernen, sehr spontan zu sein. Man soll immer nur kommentieren, was man auf dem Bild sieht. Ich darf zum Beispiel nicht schon etwas verraten, das ich erst auf dem GPS sehe. Und zuerst hatte ich keine Ahnung, ob ich gut ankomme. Aber als Bernerin habe ich gewisse Vorteile, uns hören die Zuschauer gerne, glaube ich.
Haben Sie Ihre Stimme von Anfang an gerne gehört?
Nein, immer noch nicht! Ich kann die Sendungen nicht nachschauen (lacht). Das macht mein Mann jeweils, ich nicht.
Das WM-Programm
Mittwoch, 12. Juli
10.00 Uhr – Quali Mitteldistanz Männer
11.40 Uhr – Quali Mitteldistanz Frauen
Donnerstag, 13. Juli
9.00 Uhr – Langdistanz Frauen
10.45 Uhr – Langdistanz Männer
Samstag, 15. Juli
10.30 Uhr – Mitteldistanz Frauen
12.15 Uhr – Mitteldistanz Männer
Sonntag, 16. Juli
12.20 Uhr – Staffel Männer
14.30 Uhr – Staffel Frauen
Fakten zur Heim-WM
- 300 Athletinnen und Athleten aus 44 Nationen sind am Start.
- 3 Millionen Franken beträgt das Gesamtbudget für die WM.
- 300 ehrenamtliche Helfer machen die WM möglich
- Die Sitzplatztribüne im Zielgelände in Flims Waldhaus bietet Platz für 2000 Zuschauer. Bis zu 6000 werden pro Tag erwartet.
- Das Schweizer Team besteht aus je fünf Frauen und Männer: Simona Aebersold (25), Natalia Gemperle (32), Sabine Hauswirth (35), Marion Aebi (30), Elena Roos (32); Matthias Kyburz (33), Daniel Hubmann (40), Martin Hubmann (34), Joey Hadorn (26) und Florian Howald (31).
Das WM-Programm
Mittwoch, 12. Juli
10.00 Uhr – Quali Mitteldistanz Männer
11.40 Uhr – Quali Mitteldistanz Frauen
Donnerstag, 13. Juli
9.00 Uhr – Langdistanz Frauen
10.45 Uhr – Langdistanz Männer
Samstag, 15. Juli
10.30 Uhr – Mitteldistanz Frauen
12.15 Uhr – Mitteldistanz Männer
Sonntag, 16. Juli
12.20 Uhr – Staffel Männer
14.30 Uhr – Staffel Frauen
Fakten zur Heim-WM
- 300 Athletinnen und Athleten aus 44 Nationen sind am Start.
- 3 Millionen Franken beträgt das Gesamtbudget für die WM.
- 300 ehrenamtliche Helfer machen die WM möglich
- Die Sitzplatztribüne im Zielgelände in Flims Waldhaus bietet Platz für 2000 Zuschauer. Bis zu 6000 werden pro Tag erwartet.
- Das Schweizer Team besteht aus je fünf Frauen und Männer: Simona Aebersold (25), Natalia Gemperle (32), Sabine Hauswirth (35), Marion Aebi (30), Elena Roos (32); Matthias Kyburz (33), Daniel Hubmann (40), Martin Hubmann (34), Joey Hadorn (26) und Florian Howald (31).
Zu Ihrem Einfluss im OL-Sport. Sie haben bei der Heim-WM 2003 in Rapperswil-Jona vier Goldmedaillen geholt, 23 insgesamt. Vorher waren TV-Übertragungen im OL unvorstellbar. Da konnten Sie viel bewirken.
Ja, ich habe aber erst nach meiner Karriere gemerkt, dass meine Erfolge damals einen Einfluss hatten. Es macht mich schon stolz, dass dadurch der OL zu den Leuten gebracht wurde. 2003 wurde sicher ein Stein ins Rollen gebracht. Durch meine Erfolge, aber auch durch die gute Vermarktung dieser WM.
Im selben Jahr, 2003, wurden Sie Schweizer Sportlerin des Jahres. Wenn Sie zurückdenken an die Gala, glaubten Sie daran, als OL-Läuferin gewählt zu werden?
Nein, das war heftig. Schon nur, dass ich zuerst in die Top 10 kam. Und dann am Abend selber war es krass. Es waren ja nicht nur die Journalisten, die gewählt haben und eine Leistung gut einordnen können. Sondern auch die Zuschauer, bei denen es viel auch um Sympathie geht.
Zusätzlich wurden Sie im Jahr 2020 als drittbeste Schweizer Sportlerin des Jahres der letzten 70 Jahre ausgezeichnet. Welchen Stellenwert hat diese Auszeichnung?
Diese ist noch fast wichtiger als die einzelnen Titel. Zumal es ja auch einige Jahre nach meiner Karriere war. Es ist beeindruckend für mich, dass der OL und mein Name wie verknüpft sind. Ich glaube manchmal immer noch nicht, dass ich zu den besten Schweizer Sportlerinnen gehören soll. Es berührt mich.
Wie hat sich der OL-Sport aus Ihrer Sicht seither entwickelt?
Es ist sicher professioneller geworden. Ich war eine der Ersten, die voll auf die Karte OL gesetzt und es als Job ausgeübt hat. Viel mehr Athleten als früher gibt es zwar nicht, aber mehr setzen den Sport an die erste Stelle. Wenn man heute sagt, dass man OL mache, wissen die Leute, was es ist. OL ist in der Schweiz zu einer anerkannten Sportart geworden.