Nach den Quäl-Skandalen in Rhythmischer Gymnastik und im Kunstturnen hatte Bundesrätin Viola Amherd genug. Die Sportministerin sorgte dafür, dass eine unabhängige Meldestelle für Ethik-Verstösse im Sport eingeführt wurde.
Seit Anfang Jahr ist die neue Organisation im Einsatz, unter dem Namen «Swiss Sports Integrity» sollen die Ethik-Hüter zusammen mit den Dopingjägern von Antidoping Schweiz dafür sorgen, dass Opfer künftig schneller Hilfe bekommen.
Erste Zahlen zeigen: Die neue Stelle scheint bitter nötig gewesen zu sein. 91 Meldungen zu möglichen Verstössen sind bisher eingegangen, ungefähr eine pro Tag. «Das ist deutlich mehr, als wir erwartet hatten», sagt Markus Pfisterer, Leiter Ethikverstösse bei Swiss Sports Integrity. «Wir waren von einer bis zwei pro Woche ausgegangen.» Es geht um Diskriminierung, um Verletzung der psychischen und sexuellen Integrität und der Fürsorgepflicht. «Ob das daran liegt, dass das Angebot neu ist oder ob die Zahlen weiter so hoch sein werden, muss sich noch zeigen», sagt Pfisterer. In drei der Fälle wurden zum Schutz der Sportlerinnen und Sportler provisorische Massnahmen erlassen, in 13 Fällen eine offizielle Untersuchung gestartet.
So viele Dopingtests wie noch nie
Auch von den Dopingjägern gibt es Neuigkeiten. Die haben mit 2266 Dopingkontrollen so viele Tests wie noch nie durchgeführt. Zum Vergleich: 2020 waren es nur 1538 Dopingkontrollen, im Jahr vor dem Ausbruch der Pandemie 2017.
Zum prominentesten Dopingfall der letzten Jahre gibt es derweil keine Neuigkeiten: Das Verfahren gegen Sprinter Alex Wilson läuft weiterhin. «Entsprechend kann ich keine fundierte Auskunft geben über die Hintergründe der Verfahrensdauer», so der oberste Doping-Jäger Ernst König. Die Sperre gegen Hürdensprinter Kariem Hussein ist derweil abgelaufen. (eg/SDA)