Novak Djokovic (ATP 6) hat später wenig Probleme mit Kei Nishikori (ATP 19) und spielt damit gegen Del Potro um seinen 14. Grand-Slam-Titel.
Bittere Pille für die Weltnummer 1, Rafael Nadal. Der Spanier muss nach 0:2-Satzrückstand im Halbfinal der US Open verletzt aufgeben. Wieder einmal schmerzt sein rechtes Knie, das ihm schon seit Jahren Probleme bereitet. Beim Stand von 2:2 im 1. Satz habe er einen stechenden Schmerz verspürt. «Ich spielte weiter und hoffte, dass es sich wieder bessert.» Nachdem er auch den zweiten Satz verliert, muss der Spanier das Handtuch werfen: «Ich hasse es, aufzugeben, aber ich konnte keinen weiteren Satz spielen.»
Der Schmerz habe ihn bereits das ganze Turnier hindurch begleitet. Auch wenn die genaue Diagnose noch fehlt, scheint Nadal das Problem bereits zu kennen: «Es ist das Gleiche wie immer», sagt der Spanier verärgert gegenüber den Medien und meint damit die immer wiederkehrende Sehnenentzündung im rechten Knie. Die Verletzungen seien leider ein Teil seiner Karriere.
Angesprochen auf die Verletzungen seiner Rivalen Federer und Djokovic, reagiert der Spanier etwas angesäuert: «Ihr könnt mich nicht mit diesen Spielern vergleichen, das ist nicht fair.» Federer hätte zwar auch ein paar Verletzungen, das sei in seinem Alter aber nicht dasselbe. Djokovic habe zudem erst zweimal mit Läsionen zu kämpfen gehabt.
«Das ist kein echter Vergleich»
Der Spanier sagt weiter: «Ihr könnt ja nachschauen, wie viele Grand Slams und ATP-1000-Turniere ich in meiner Karriere verpasst habe. Und ihr könnt schauen, wie viele die anderen verpasst haben. Sorry, aber mit den Verletzungen ist das kein echter Vergleich.» Sieht Nadal etwa in seinen körperlichen Problemen die Ursache, dass er in Sachen Turniersiegen (80 ATP-Titel) Federer hinterherhinkt (98 ATP-Titel)? Mit dem Aus von Nadal ist auch klar, dass er bei den Grand-Slam-Siegen nicht näher zum Maestro aufrückt (20 zu 17 für den Schweizer).
Vor der Kamera betont Nadal jedenfalls seit Jahren, dass für ihn King Roger der grösste Tennisspieler aller Zeiten sei (GOAT). Der Spanier gehört aber selbst zum erlauchten Kreis der Kandidaten auf diesen Titel. Mit dem Ziel vor Augen, den Schweizer in den Major-Siegen zu überholen, überstrahlt der Ehrgeiz wohl kurz die Bescheidenheit. Er schiebt nach seinen viel Raum für Interpretation lassenden Aussagen nach: «Ich will mich nicht beklagen, aber es ist so wie es ist.»
Ein kurzer Blick auf die Statistik lässt einen jedenfalls die Stirn runzeln. Denn Federer, der vor allem seit seiner Verletzung 2016 freiwillig diverse grosse Turniere auslässt, fehlte seit 2005 bei mehr grossen Turnieren (Grand Slams und ATP-1000) als der «Matador aus Manacor». Bei Nadal waren es 6 Grand Slams und 22 Masters-1000-Events. Bei Federer im gleichen Zeitraum 4 und 35.
Novak Djokovic? 1 und 21 Absenzen. Und Del Potro ist übrigens ein noch viel grösserer Pechvogel, als die drei genannten Top-Stars. Der Argentinier verpasste im gleichen Zeitraum 69 1000er-Turnier und 19 Grand Slams.
Allerdings: Dies war Nadals dritte Aufgabe an einem Major (10. insgesamt), während Federer jede seiner über 1400 Partien beenden konnte.
Djokovic – Del Potro im Final
Novak Djokovic (ATP 6) trifft am Sonntag auf Juan Martin Del Potro (ATP 3). Für den Argentinier Del Potro bietet sich somit nach seinem Triumph in New York 2009 die zweite Chance auf einen Major-Titel.
Aber von vorne: An diesem Freitagabend in Flushing Meadows haben sich die Zuschauer auf zwei packende Halbfinalspiele gefreut. Sie wurden enttäuscht.
Das Duell zwischen Rafael Nadal (ATP 1) und Del Potro beginnt vielversprechend. Die beiden zeigen einen packenenden ersten Satz, mit dem besseren Ende für Del Potro. Der Argentinier behält im Tie-Break die Oberhand – 1:0 nach Sätzen.
Aufgabe wegen Schmerzen im rechten Knie
Im zweiten Satz bekommt Nadal zusehends Probleme mit seinem rechten Knie. Er bewegt sich nicht mehr so stilsicher wie zuvor. Der Spanier lässt sich behandeln. Doch es nützt nichts. Del Potro zieht mit zwei Breaks davon und holt sich auch den zweiten Durchgang - diesmal mit 6:2.
Dann ist Schluss: Nadal kann nicht mehr, die Verletzung am rechten Knie scheint ihn zu stark zu behindern. Der Weltranglistenerste gibt auf, Del Potro steht im US Open Final. Bei dem ganzen Rummel um Nadals Verletzung geht dabei die Leistung des Argentiniers unter. Nach 2009, wo er seinen bisher einzigen Grand-Slam-Titel holte (US Open gegen Federer), steht der «Turm von Tandil» in seinem zweiten Major-Endspiel – wieder in New York. Nach seiner langen Leidensgeschichte mit seinen Handgelenks-Problemen mag dies dem sympathischen Argentinier jeder Tennis-Fan gönnen.
Djokovic siegt locker
Somit blieb den Zuschauern noch die Hoffnung auf ein packendes Duell zwischen Novak Djokovic (ATP 6) und Kei Nishikori (ATP 19). Doch auch hier: Fehlanzeige!
Der Serbe lässt seinem Kontrahenten aus Japan keine Chance und gewinnt in drei Sätzen mit 6:3, 6:4, 6:2. «Nole» muss kein einziges Break zugestehen. Vor allem von der Grundlinie brilliert Djokovic. Er bestreitet am Sonntag sein achtes Finalspiel an den US Open. (nim/rwe)