In Russland ist der 71-jährige kanadische Sportrechts-Experte gefürchtet, seit er im Auftrag der Welt-AntidopingAgentur (Wada) Untersuchungen im Zusammenhang mit Staatsdoping durchführt. Im Juli hatte Richard McLaren den ersten Teil seiner Ergebnisse präsentiert. Im zweiten Teil kommt es noch viel schlimmer!
Als der Professor der Western University in Ontario gestern Mittag im Londoner Hotel St. Pancras Renaissance seinen Report über Russlands Staatsdoping und Labor-Tricksereien während der Winterspiele 2014 in Sotschi offenlegt, ist Beat Hefti gerade fertig mit seinem Training in St. Gallen. Dass er demnächst vielleicht das Olympia-Gold im Zweier-Bob erbt, daran hat der 38-jährige Appenzell-Ausserrhödler während der schweisstreibenden Sprints zuvor nicht gedacht.
Erinnern Sie sich? Am 17. Februar 2014 holte Hefti mit seinem Anschieber Alex Baumann im Eiskanal von Sotschi für die Schweiz Olympia-Silber. Bloss geschlagen von Alexander Subkow, dem damals 40-jährigen russischen Starpiloten. Der war mit Alexei Wojewoda um 66 Hundertstel schneller – auch weil er seine Heimbahn im Vorfeld der Spiele 1000-fach im Training exklusiv abfahren konnte. Oder – wie schon länger gemunkelt wird – weil Subkow einer der vier russischen Olympiasieger ist, die bei den Sotschi-Spielen gedopt waren?
Seltsam jedenfalls, dass der grosse Bob-Zar im Oktober 2014 nach einem Überfall in Moskau, bei dem er von Autodieben verletzt wurde, seinen Rücktritt vom Bobsport erklärt hat. Zwei Jahre vor den Weltmeisterschaften in dem Eiskanal in Sotschi, den er von allen Bob-Piloten mit Abstand am besten im Griff hat. Die WM soll dort vom 17. bis zum 26. Februar 2017 stattfinden. Soll! Falls der Welt-Bobverband nach den McLaren-Enthüllungen nicht interveniert.
Späte Genugtuung
Beat Hefti und Alex Baumann also doch noch Olympia-Sieger? Fast drei Jahre nach der «Tat». Beats Gefühle sind gemischt. «Einerseits wäre es eine Genugtuung zu hören, dass Alex und ich sportlich bei Olympia im Zweier doch die Besten waren. Andererseits wäre es aber enttäuschend und traurig. Denn die ganzen Eindrücke und Emotionen einer Siegerehrung bei Olympia mit dem Abspielen der Schweizer Nationalhymne würden mir immer fehlen.»
Ob er wegen der allfällig nachträglichen Disqualifikation von Subkow wirtschaftliche Nachteile hätte? Daran denkt Beat erst, als ihn BLICK darauf anspricht. «Sicher hatte ich in meinen Sponsor-Verträgen einen Spezialbonus für Olympia-Gold drin. Bei meinen langjährigen, treuen Privatsponsoren würde ich den aber sicher nicht nachfordern. Ob Swiss Olympic mir die Differenz zwischen der Silber- und der Goldprämie noch nachzahlen würde, weiss ich allerdings auch nicht.»
Hefti selbst bleibt in der ganzen Angelegenheit defensiv: «Von mir aus unternehme ich nichts.» Er warte, bis ihn der Bob-Verband über eine allfällige Korrektur der Rangliste von Sotschi informiere.